Vielfältig und clever, das sind die zwei Punkte, um die der Škoda Octavia aufgebaut ist. Mit einem kleinen und zwei großen Buchstaben wird er zum sportlichen Kombi – wahlweise als Benziner oder Diesel. „vRS“ steht bei Škoda für „Victory Rally Sport“. Mit anderen Worten Sport hervorgehend aus Erfahrung und Historie, umgesetzt mit viel Understatement. Nun wissen wir „Sport“ ist heutzutage ein weitgeführten Begriff, der weitaus mehr umfasst, als den eigentlichen Sinn von Sport. Fassen wir das für den Tschechen einmal so zusammen: er kann viel zügig von A nach B bringen und sorgt am Ziel für den etwas anderen Auftritt im Stahlgrauen Dress.
Platz nehmen im Gestühl, das wie aus einer Form gegossen ist. Die Kopfstütze ist bereits in die Lehne integriert, die Wangen bieten den optimalen Mix aus sportlichem Halt und guten Langstreckenkomfort. Nur auf Schulterhöhe hätte der Halt durchaus etwas ausgeprägter sein können. Da fliegt der Oberkörper dann doch noch etwas zu lässig durch den Innenraum. Das Cockpit als solches unterscheidet sich nur in Details von den etwas besser ausgestatteten Octavias. Zum einen die Kennzeichnung am DSG-Wahlhebel und dann noch in der Lenkradspange. Schnell ist die akkurate Sitzposition gefunden, schneller als in manch anderen Fahrzeugen. Es passt einfach im Škoda. Auch der Abstand im Fußraum zu den Pedalen wirkt wie angegossen. Besonders schön gelungen ist die Integration der Näherungssensorik. Hier gliedert sich die schwarze Leiste fast unbemerkt in die Mittelkonsole ein. Optisch wirkt das Interieur dadurch gar hochwertiger als im Golf.
Gang rein und „S“ geht ab. Wie auch schon beim Fabia RS dreht der S-Gang weitaus weiter als wir überhaupt müssen. Gar ein Drehzahlgier-Gang, den wir hier gewählt haben. Ich brauch mehr, tritt‘ mich. Und er dreht die 184 PS auch weitaus freudiger als im D-Gang. Drive steht beim Diesel-Power-Kombi eigentlich mehr für Cruise. Nein nicht Tom Cruise sondern, „wir sind die coolsten, wenn wir cruisen“. Das in meinen Augen überzogene und nervige Fake-Geräusch des Golf GTD fehlt! Yeah! Hier darf der Diesel noch Diesel sein und muss sich nicht hinter Lautsprechern verstecken. Er darf ehrlich sein, zeigen, was er ist, auch wenn sein Kleid vielleicht erstmal so gar nicht auf einen Diesel hinweisen würde. Denn „vRS“ ist immer gleich beim Octavia. Beide Varianten zieren die ovalen Endrohre, die allerdings nur Blenden sind. Im Fall des 2.0 TDI zirkuliert auf der rechten Seite nur Luft hinter der Blende, auf der linken zeigt sich bei näherem Hinschauen die unschöne Doppelrohr-Abgasanlage. In der Bauweise macht es die Arbeit dadurch leichter, geheiratet wird eben, was gewünscht ist, doch die Außenhaut verändert sich nicht. Eine Art erweiterter Modularer Querbaukasten, wenn man so will. Auch andere Blogkollegen vertippten sich dadurch beim Erraten der Motorisierung.
Klappe auf, alles rein und Affe nicht tot, denn hier wird elektrisch geschlossen. Und geöffnet. Technik die auf der CeBit viele Menschen auf dem Stand der VW Group (am Beispiel Porsche Panamera) begeistert. Aber Hey, mein 31.890 Euro Škoda kann das auch (+350 Euro). Tja da schaut ihr blöd, zu Recht! Bei Bedarf die Lehnen vom Kofferraum aus umklappen, kommt schon einmal vor, dass die 1 740 Liter Kofferraumvolumen komplett benötigt werden. Ansonsten alles schön mit der sanft öffnenden bzw. schließenden Abdeckung verstecken und gut ist.
Aber was kann er denn nun wirklich sportlich? Naja leider trinkt er seinen kleinen 50 Liter Tank schneller leer als ein Langläufer seine Trinkflasche. Minimal sind knapp über fünf Liter immer einzuplanen, bei größeren Ausritten sind dann gut über sieben Liter mal eben durch die Brennräume geflossen. Erlaubt sei dies aber beim kräftigen Antritt auch irgendwie. Auf Befehl, dem Kickdown, schnellen die Kupplungen auseinander und wieder zusammen, dann ist der passende Gang über das 6-Gang-Direktschaltgetriebe eingelegt. Über mangelnden Grip an der Vorderachse gibt es auch keinen Beschwerdebrief zu verfassen. Logisch, die Lücke nach oben hin zum Golf GTI mit der mechanischen Vorderachs-Differentialsperre ist erkennbar, doch für einen Kombi dieser Größe (insbesondere wenn man die Konkurrenz betrachtet) läuft er sauber durch jede Kurve und lässt sich dabei problemlos über das Gaspedal in der Spur halten.
Das Einparken stellt dank variabler Lenkübersetzung erst recht keine Probleme dar. Parksensoren vorne und hinten, die sogar eine Einsicht auf die Seite haben, warnen vor so gut wie jedem Hindernis. Es gibt einfach nichts zu Mäkeln, der Octavia ist, wie er ist, perfekt. Dann noch ein kräftiges Dieselherz aus dem spendablen VW Konzern Regal, das überflüssige „Soundgenereriere“ weggelassen, dezente Sportsitze und die Vaterfreuden sind eingeläutet. Da überlegt sich doch jeder, ob es nicht doch jetzt schon mit den Kids losgehen kann.
Und dann läuft man wieder weg und es ist wie so oft beschrieben. Wenn du nicht noch einmal zurückschaust, dann ist es nicht dein Auto. Dieses kalte, bei Sonneneinstrahlung leicht ins blaue sich färbende Stahl-Grau. Es passt einfach in die Zeit in der fast jedes Auto sich gleicht wie ein Ei dem anderen. Er ist nicht nur besonders, er ist auch, Gott sei Dank, anders. Auch wenn etwas poppigere Felgen dem ganzen noch mehr Aufmerksamkeit verleihen würden, so stehen ihm auch die schwarz matten Alus extrem gut. Es passt zum Understatement-Look, der sagt „finde doch heraus, was ich kann“. Was ihm noch fehlt, ein frisches Gewindefahrwerk mit dem er noch gut 20 Millimeter nähe an die Grasnarbe rückt. Nicht so tief, dass es unfahrbar wird oder gar prollig aussieht. Einfach so viel tiefer, dass du problemlos auf ein Tuningtreffen fahren kannst, zeitgleich aber auch die Kids zu den Schwiegereltern abliefern kannst. Der perfekte Mix, der nur noch ein paar kleine Kniffe zur Personalisierung benötigt.
Die Limousine im Fahrbericht auf motoreport.
Škoda Octavia vRS 2.0 TDI Kombi (DSG)
Reihenvierzylinder (quer), 1.968 cm³ (Turboaufladung)
184 PS bei 3.500 – 4.000 U/min
380 Nm bei 1.750 – 3.000 U/min
8,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h
VMax 228 km/h
Kombinierter Verbrauch 5,0 l/100km (CO2: 129 g/km)
Testverbrauch 5,1 – 7,6 l/100km
Modellgrundpreis 31.890,00 Euro
Testwagenpreis 36.785,00 Euro
Text: Fabian Meßner
Fotos: Fabian Meßner