Die letzte Etappe stand an, die mit über 700 Kilometer nur unwesentlich kürzer war als die vorherige. Für den Start blieb es aber bei der angesetzten Zeit von 8:30 Uhr exklusive der inzwischen bekannten russischen Gelassenheit, weshalb die Kolonne sich auch erst gegen kurz nach neun Uhr in Bewegung setzte.
Den ersten Stint bis zum „Mittagslunch“ (um 17 Uhr) durfte ich dann direkt übernehmen, mit 460 Kilometern auch ein ganz ordentliche Strecke, unterbrochen von den schon bekannten längeren Pinkelpausen. Gleich zu Beginn wurde es unterhaltsam, denn der Start in Chita erfolgte schleppend, weshalb eine kleine Gruppe direkt hinter Liza den Anweisungen und logischerweise dem Führungsfahrzeug folgte und der Rest mir. Die zweite Splittergruppe folgte mir quasi blind durch die Stadt hinaus, wobei ich nur die Ansagen von Liza versuchte ungefähr anzuwenden, auf den Punkt den wir etwa 5 Minuten später passierten.
Erst kurz bevor wir die anderen wieder eingeholt haben sollten, stellte die englische Nummer Vier die hochqualifizierte Frage, ob ich denn eigentlich wüsste, wo ich lang fahre. Ehrlich gesagt vertraute ich einfach meinem Instinkt und den zeitversetzten Ansagen von Liza, gab ihm dennoch die Antwort „Aber na klar doch“. Eine Minute später hatten wir den Anschluss geschafft. Die Rache für die Skepsis in meine Fähigkeiten folgte knapp 300 Kilometer später als der Konvoi eine 45 Minuten Zwangspause einlegen musste, da es den Engländern gelungen war direkt zwei Reifen inklusive der Felge komplett zu zerstören. Kleine Sünden bestraft der Liebe Gott in Russland eben gelassen, etwas später. Kleine Neckereien von Seiten der Iren gab es gratis zur Scham hinzu.
Bereits nach 68 Kilometern am dritten Tag, erweckte Russland einen sehr indisch geprägten Eindruck. Eine Horde Kühe suchte sich die Straße als Ziel für eine kleine Rast aus, was wiederum natürlich die gerade in Fahrt gekommene Kolonne lahm legte. Ab Tageskilometer 260 gab es auch endlich mehr Fahrspaß im Mazda 3. Erst Up Hill und direkt darauf ein kleines Downhill (Race). Kurvenhatz im vollgepackten Mazda, der sich trotz Nokian-Billigreifen gut auf der Straße halten ließ. Nette Rechts-links-Kombinationen, langgezogene Kurven mit Wellen bestückt und versteckten Schlaglöchern, ein herrliches kleines Stück Freiheit, dass schon fast zum Ausreißen aus der Gruppe einlud. In die Konstruktion des Fahrwerks muss eine Menge Zeit geflossen sein, richtig spaßig haben sich die Kisten durch die Berge fetzen lassen.
Die Organisation schob uns dennoch einen Riegel vor, denn die Panne der Engländer minimierte den Reifenvorat enorm. Daher die Ansage jedem Schlagloch auszuweichen, übertrieben viel Abstand zu halten und das gute Tempo rauszunehmen. De facto natürlich eine nicht unbedingt kluge Entscheidung, was das Vorankommen angeht. Aber wie gut, dass die Ansage nicht wirklich lange anhielt.
Am späten Abend gab es zudem noch ein Wiedersehen, das sich über diese Tour noch des Öfteren wiederholen wird. Zwei Australier, die mit einem VW T2 Bus bis nach London fahren wollen, tauchten auf der Straße vor uns auf. Große Euphorie bei der Mazda Crew, denn schon auf den ersten drei Etappen sind die Australier dem Tross mehrmals begegnet. Klar, dass da direkt alle Kamera und Smartphone gezückt haben.
Bernd: Meine zwei schlecht getrimmten Ausleger. Die rechte Bremsklappe war weiter offen – Der Kommentar zu beidseitig heraushängendem VJ und Fotografen
Bis in die Nacht hinein zog sich unsere letzte Etappe. Obwohl sie doch knapp 200 km kürzer war, erreichten wir das Hotel erst um 22 Uhr (Durch die Zeitverschiebung hatten wir noch eine Stunde „gewonnen“), Dinner und das verdiente Feierabend Bier verschoben sich dementsprechend weit in die Nacht. Die Trip fand damit in Ulan-Ude für mich ein Ende. Nach über 2.400 Kilometern bleiben viele verschiedene Eindrücke, neue Persönlichkeiten, die diesen Trip noch unterhaltsamer gestaltet haben.
Zum einen die Iren, die immer für ein Späßchen zu haben waren und zum anderen die Besetzung von „Natascha“ (so wurde das AutoBild am ersten Tag getauft), welche in meiner wildesten Vorstellung nicht so extrem gegen meine Erwartungen hätte sein können. Philipp, der mit 24 Jahren nur unwesentlich älter ist als ich, der für das perfekte Bild auch dahin geht wo es weh tut (überzogen von blauen Flecken) und dann wäre da noch Bernd. Er kommt nicht aus der gewöhnlichen Test-Redaktion, sondern eigentlich aus der Ratgeber-Abteilung der AutoBild. Selbst nimmt er sich nicht allzu ernst, was unseren Trip wohl noch unterhaltsamer gemacht hat. Es fällt schwer in die Details unserer Roadtrip Unterhaltungen zu gehen, denn vieles davon ist einfach nicht mehr Salonfähig gewesen. Aber: Wir hatten Spaß! Und darum geht es doch oder etwa nicht?
Bernd: Es wird nichts mehr so sein wie vorher
Text: Fabian Meßner
Fotos: Fabian Meßner