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Let’s Dance on Ice: Porsche Ice Force in Lappland

Porsche Ice Force Autophorie

Wenn in Deutschland der Schnee mal wieder ausbleibt, ist der letzte Ausweg für Spaß auf vier Rädern auf Eis und Schnee die Flucht in den hohen Norden. Genauer gesagt Lappland, dort hat sich Porsche in Mitten von viel Nichts eine Hütte hingestellt. Doch das temperierte Holzhaus ist nur eine Zufluchtsstätte für warmen Tee, wenn die PS starken Boliden bestückt mit Spikes ein kurzes Päuschen machen. Wir sind bei der Porsche Ice Force 2016 in Finnland unterwegs.

Porsche Ice Force startet immer mit Theorie-Unterricht

Bevor es mit Carrera und Turbo S auf’s Eis geht, gibt es noch eine kurze theoretische Einweisung. Dabei spielt weniger die Leistung der Boliden eine Rolle, sondern mehr die physikalischen Grenzen, die heute ausgelotet werden sollen. Der kammsche Kreis wird gleich mehrmals in jeder Fahrsituation veranschaulicht. Was kann der Reifen, wann und wie noch an Traktion übertragen. Und wie kann man sich den Tanz im Grenzbereich zu Nutze machen. Schnell wird klar, hier wird der Querbetrieb gern gesehen und das äußere Ende des kammschen Kreis als Eintrittskarte in eine Schneeweiße Spaßlandschaft betrachtet.

Turn Me Right Round Baby Right Round

Bis zu diesem Tag vermisse ich den riesigen Kreisel am meisten. Alleine um der Ansage „einlenken und Vollgas“ wegen. Mit 90 bis 100 km/h ging es dann quer im Kreisverkehr, immer voll am Gas und leichten Lenkkorrekturen. Gemacht hatte ich dies schon lange nicht mehr, doch, wie von Zauberhand, gelang es diesmal auf anhieb. Julian im Wagen vor mir wurde schnell zum Tandem-Drift aufgefordert und sah mich immer näher in seiner Fahrertür. Nur der Instruktor sah vermutlich schon einen Blechschaden vor sich, weshalb er einschritt. Und als dann abgewunken wird quieke ich mit einem Blick zu meinem Seitenfenster leicht auf. Nach einigen Runden im Kreisel hatte sich schon Eis und Schnee über die gesamte Seite des Carrera 4S gelegt. Ob daher der Begriff Porsche Ice Force stammt?

Da Turbo’ mir doch einen!

Egal ob 540 oder 580 PS. Auf Eis und Schnee ist der 911 Turbo (S) zu stark, um an die krassen Beschleunigungswerte auf asphaltierter Straße heranzukommen. Asphalt? Überbewertet! Vier Millimeter lange Spikes? Unterschätztes Metall! Mit zurückhaltendem Krach und dem niemals endenden Ladedruck der zwei Turbolader im Heck, drückt sich der 911 Turbo S in die Eisschicht und schiebt an. So schnell, wie es auf Eis physikalisch gar nicht möglich sein darf. Egal ob quer oder längs, der Druck auf das Gaspedal ist auf Eis mit einem ebenso unbehaglichen Gefühl verbunden, wie auch auf der Straße. Wer dieses Biest fordert, muss eigentlich mindestens den kleinen Waffenschein sein eigen nennen. Wobei, um ganz ehrlich zu sein, die simple Regel „When in doubt, flat out“ fast in und aus jeder Kurve Anwendung findet. Der Allradantrieb wird es schon richten.

Ganz anders der Wechsel in den Carrera S. Klar ein alter Bekannter aus Teneriffa, dagegen auch irgendwie eine lahme Schnecke vergleichen mit den Allradmodellen. Doch es liegt nur daran, das die in Finnland erlaubten 1,6 Millimeter kurzen Spikes auf dem Klassiker für Vortrieb sorgen müssen. Da ist nicht mehr der schwere rechte Fuß gefragt, sondern die äußert präzise Lenkarbeit. Daher wird auch ironischerweise der Skandinavian Flic (eigentlich für Allrad-Sportwagen) mit dem Hecktriebler geübt. Im Kopf ist alles klar, doch es braucht eine zusätzliche Lehrstunde neben dem Instruktor, damit das Aufschaukeln in die falsche Richtung auch funktioniert. Und siehe da mit der schnellen Gewichtsverlagerung durch die Bremse auf die Vorderachse, ein schnelles rechts-links-Manöver am Lenkrad und dann warten. Warten darauf, dass die Hinterachse genau das tut, was wir nun von ihr verlangt haben. Leicht sein und sich rumschubsen lassen, zum Kurvenausgang der Linkskurve, sodass wir im Drift wieder rausbeschleunigen können.

Hier kommt man auf seine Kosten

Und damit dies auch für die Fotos gut aussieht, genügt der Druck auf den Sport Response Button, um die übrige Leistung noch an die Hinterachse zu schicken. Die Schneekanonen im Skigebiet könnten den Schnee nicht besser durch die Lüfte wirbeln. Der Fahrspaß der Porsche Ice Force bei -10 Grad Celsius (es kann auch bis zu -30° C kalt werden) erleichtert den Geldbeutel nicht unerheblich. Was dafür geboten wird ist ein fairer Gegenwert. Wo sonst könnte man die Sau mit einem Turbo S gefahrlos rauslassen?

Sebastian bestätigt dies als „Grenzbereichserkundung“. Florian berichtet auch noch über die Mitfahrt im GT3 Cup, pilotiert von Nico Hülkenberg. Tom berichtet schon fast ganz sachlich über die Abläufe und das Angebote der Porsche Driving Experience in Levi, Finnland.

Video-Eindrücke aus Lappland

Weitere Eindrücke der Porsche Ice Force 2016 in Bildern

Fotos: Porsche AG

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