Vorne ein Aston Martin, hinten ein Maserati. Die äußere Erscheinung des neuen Ford Mondeo (in Amerika schon seit zwei Jahren als Fusion erhältlich) macht ordentlich was her. Doch kann die schicke Hülle halten, was sie verspricht oder ist alles nur „Fassade“. Eine erste Testfahrt mit dem neuen 2,0l TDCi getauften 180 PS starken Dieselmotor in der 5-türigen Limousine hinterlässt einen groben Ersteindruck zur vierten Generation Ford Mondeo.
Vierte Generation des Ford Mondeo – innovative Features
Ab 27.150 Euro ist er aktuell schon zu bestellen, offiziell in den Handel eingeführt wird der neue Ford Mondeo mit wehenden Fahnen und großen Aktionen im Februar 2015 auch bei deinem Händler um die Ecke. Der gefahrene bisherige „Top-Diesel“ (später folgt noch eine 210 PS starke Biturbo Version) treibt den Preis samt „voller Hütte“, bei Ford nennt sich das Titanium, plus Extras auf 43.805 Euro. Darin enthalten sind für Eltern sehr empfehlenswerte Extras wie beheizbare Rücksitze oder die Gurt-Airbags für die äußeren Rücksitze. Die sind später als Option von 300 Euro zu buchbar und bieten im Falle eines Crashs, Aufprall oder sonstigem eine Entlastung für die Wirbel bzw. sorgen für eine geringeres Risiko von Wirbelverletzungen, da sich die Fläche des Gurtes „schlagartig“ um das dreifache vergrößert. Hat er einmal ausgelöst, lässt er sich auch sehr einfach in der Werkstatt in „wenigen Handgriffen“ durch einen neuen austauschen.
SYNC 2 schafft Ordnung im Innenraum
Das Tastenwirrwarr in der Mittelkonsole hat mit Sync 2 bzw. dem 20,3 cm (diagonal) großen Touchscreen endlich ein Ende. An sich sehr übersichtlich lassen sich immer die vier Hauptpunkte über die vier Ecken anwählen. Das sind dann im Einzelnen die Audiowiedergabe, die Navigation, die Telefonfunktion und die exakte Klimasteuerung. Diese lässt sich im groben auch über die Tasten unter dem Bildschirm einstellen. Der Zoom der Navigation lässt sich leider nur in drei Stufen verstellen: 200 m, 10 km und 20 km. In verwinkelten Gassen muss man dann schon ganz genau hinhören, was die Dame sagen will, denn auch in der Tachoeinheit wird es dann kompliziert. Diese ist neuerdings auch mit vielen Informationen belangt. Über das linke Steuerkreuz am Lenkrad lassen sich Infos aus dem Bordcomputer abrufen oder Anzeigen verstellen (Darstellung innerhalb des Drehzahlmessers). Mittig sind Informationen über Musikwiedergabe, Navigation oder Telefon dargestellt – diese lassen sich über das rechte Steuerkreuz auswählen. Im eigentlichen Tacho wird dann die aktuell erlaubte Geschwindigkeit eingeblendet (Verkehrszeichenerkennung per Kamera).
Die sogenannten 12 Premium-Lautsprecher samt „Surround“-Funktion sind dagegen eher ernüchternd. Und das bei einem Aufpreis von 700 bis maximal 1.300 Euro je nach gewähltem Paket. Dem Klang fehlt etwas an Fülle, quasi an Klangkörper, es will einfach nicht richtig begeistern. Zudem sind die Einstellmöglichkeiten eher mau, zuweilen sich akustisch auch kaum etwas verändert, erst wenn die Regler von ganz rechts nach ganz links wandern, macht sich eine Änderung bemerkbar.
Absolute Neuerungen gibt es nicht, einzig Klassen-Standards sind auf der Optionsliste, darunter auch Rückfahrkamera, Toter-Winkel-Assistent oder eine adaptive Geschwindigkeitsregelung. Letztere funktioniert in meinen Augen sehr zuverlässig, bremst sanft auf langsamere vorrausfahrende Fahrzeuge ab und beschleunigt nach dem Ausscheren wieder. Das Fahrgefühl als solches ist ein durchweg gutes, kein Sportwagen aber auch kein absoluter Langweiler, eben irgendwo dazwischen, genau, wie man es von einem Mondeo erwarten würde. Die Settings für das Fahrwerk mit der elektronischen Dämpferregelung sind leider tief in den Einstellungsmöglichkeiten des Touchscreen versteckt und nicht über einen zusätzlichen haptischen Knopf zu erreichen. Daher kann ich mir hier nur auf die angebliche „Sport“-Stellung beziehen.
Fahreindruck des Ford Mondeo 2.0 TDCi
Die Lenkung ist nicht super-direkt, hat aber in Kurven bei Wellen immer kleine Unruhen mit drin. Auch das Fahrwerk ist mir noch zu amerikanisch weich, obwohl es eine für europäische Straßen abgestimmte Variante sein soll. Hin und wieder gib es ein nennen wir es einmal „nachschaukeln“. Was einen guten Eindruck hinterlassen hat, sollte es mal keine Bodenwellen gegeben haben, ist die leicht einlenkende Hinterachse, die sich beim Untersteuern mit in die Kurve eindreht (Torque Vectoring – selektiver Bremseingriff).
Der Zwei-Liter Selbstzünder ist bei gewöhnlicher Fahrt kaum bemerkbar und genehmigt sich dann etwa ab fünf Liter aufwärts. An und für sich soll der Verbrauch laut Herstellerangabe etwa einen Liter darunter bei 4,4l/100km liegen. Treibt man die 180 Pferde durch die Prärie sind Tankstopps etwas früher zu kalkulieren bei etwa sieben bis neun Liter Verbrauch auf 100 km.
Fazit
Der neue Ford Mondeo ist vor allem im äußeren Erscheinungsbild ein echter Hingucker. Sehr scharf gezeichnete LED-Scheinwerfer (1.250 Euro), die ihm eine sportliche Front samt dem großen Chrom-Grill verschaffen (eher amerikanische Optik). Eine tiefe Linie, die sich über die angedeuteten Power-Dome in der Motorhaube nach oben zieht und schlussendlich am Maserati-Heck wieder sauber abfällt. Innen sind die Materialen weich, komfortabel geschnitten und es stellt sich ein gutes (großes) Raumgefühl ein. Das Winterkorn-Prädikat „da klappert nichts“ hat er sich ebenso verdient. Es sind mitunter nur Kleinigkeiten, die von außen mehr versprechen als er innen halten kann. Vielleicht nicht „Top in class“, dazu fehlen aktuelle technische Spielereien gerade in der Mittelkonsole. Das kann der in den kleinen Werbefilmen auf’s Korn genommene Passat dann leider doch deutlich besser – der kostet dann natürlich auch etwas mehr.
Text/Fotos: Fabian Meßner