„Wieder so ein Auto was keiner braucht, und fahren kann man es auch nicht“, das sind die wohl auch wahren Worte des Sicherheitspersonals am Flughafen München auf die Frage, warum mein Kamera-Equipment (beim Drogencheck) so verschmutzt sei. Mit anderen Worten, Unvernunft im Quadrat, pardon, im quattro? Biturbo-V8 mit Zylinderabschaltung, Vernunft und Unvernunft waren wohl noch nie so nah!
Den Tag zuvor durfte Kollege Stefan bereits den ausgewachsenen zwei Tonnen Koloss bewegen und hat dabei einige Fakten, Eindrücke und vor allem seinen Fahrbericht in glanzvoll geschmückten Worten verfasst. Ich muss leider zugeben, ich kann nicht alles bestätigen, was dort vorgefunden wird, zu aller erst, erwarte ich bei einem V8 Motor – aufgeladen oder frei atmend – den kernigen, tiefen, blubbernden unverwechselbaren Sound eines echten Muscle Cars. Leider täuscht der RS6 mir persönlich hier viel zu viel. Selbst im 4 cylinder on demand-Modus blubbert es aus der zweiflutigen Abgasanlage als wären noch alle acht Brennräume am Arbeiten. Wodurch sich das auch bemerkbar macht? Beim Rückwärtsfahren wird nicht nur urplötzlich die Musik abgestellt sondern auch die Geräuschkulisse leiser als im gerade noch rollenden vorwärts Betrieb. Wann hat der Fake ein Ende?
Das ist aber dann auch schon der einzige Punkt, der mich stört, die Optik mit den zierenden Carbon-Blenden passt, Sport Plus für mehr Dynamik und freie Fahrt bis 305 km/h geht ebenso klar. Es klingeln nur wieder direkt die Worte des weisen Sicherheitsbeamten: Wann kannst du das wo ausfahren? Ehrlich gesagt, er hat Recht, maximal 270 bis 280 km/h waren drin, bis der nächste Kleinwagen meinte er könnte mithalten und auf die linke Spur rauszog. Freude kommt dann nur noch in Tunneln oder der Innenstadt auf, im manuellen Modus ordentlich die 560/580 Pferde durch den Fleischwolf drehen, es knallen lassen, als wäre der RS6 ein mobiler Tsunami-Warner. Egal ob im Begrenzer oder bei Wegnahme des Gas, es knallt und ploppt und irgendwie reizt es, das wieder und wieder zu wiederholen. Ob da noch die gesenkten CO2-Emissionen gegeben sind, eine ganz andere Geschichte um die sich die Grünen Politiker unseres Landes mit den noch freien Autobahnen kümmern müssen.
Eco ist gut, aber im V8 will ich ehrlich gesagt auf Eco verzichten. Der RS6 Avant will den Spagat, er will besser sein als der Biturbo-V10 im Vorgänger, übertreibt den Sprung in den Spagat wie eine chinesische Kunstturnerin und kommt mit einem verknacksten Knöchel wieder auf. Gebe ich über 100.000 Euro für ein Auto aus, das Familie, Hund und Gepäck sicher und schnell von A nach B bringen kann, dann interessieren mich CO2-Emissionen geringfügig. Leider sind die Auflagen der EU das Problem, welche Audi hier einen Riegel vorschieben.