Ich glaube ich lehne mich kein bisschen aus dem Fenster, wenn ich behaupte Kremer Racing steht wie kein zweites Rennteam für die Verbundenheit und dem Enthusiasmus zu der Marke Porsche. Das 1962 von Erwin und Manfred Kremer gegründete Unternehmen feierte den internationalen Durchbruch nach zahlreichen Grand Prix-Teilnahmen in Deutschland 1979 bei den 24 Stunden von Le Mans, bei denen das drei-köpfige Fahrerteam auf einem Kremer Porsche 935 K 3 307 Runden abriss und somit auf’s Podium fuhr. Der Sieg manifestierte die Überlegenheit des Teams; der 935 K 3 war nicht nur der erste Porsche, den Kremer durch optische Änderungen eine eigene Handschrift tragen ließ, sondern ebenfalls der einzige Porsche mit einem Luft/Luft-Ladeluftkühler, wodurch das Leistungsspektrum weiter nach oben verschoben werden konnte.
Die Leidenschaft aus der solch dominierende Fahrmaschinen wie der 935 K 3 oder später der K8 Spyder entstand rührte allerdings aus Erwins Sieg in Spa im Jahre 1968, dem Jahr wo er ebenfalls die Europäische Tourenwagenmeisterschaft gewann.
Doch wie ging es weiter? War der Sprung vom K4, dem letzten Prototypen auf der 935er Basis bis zum K8 wegweisend? Fest steht, dass Kremer Racing mit der 935er Plattform einige Titel bei Langstreckenrennen einfuhr und auch danach noch mit dem 926er C in der gleichnamigen Gruppe 1985 in Monza auf den ersten Platz fuhr. Mit dem K8 Spyder lieferten die Brüder ein Meisterwerk ab – diesmal in Daytona. Hier fuhren die Piloten (u. a. Marco Werner) 1995 als Feldanführer durch das Ziel. Der zweite K8 im Feld erreichte einen sechsten Platz.
Danach wurde es ruhig um Kremer Racing. Erwin war die treibende Kraft hinter dem Team, er verpflichtete sich dem Ausbau des Kundenmotorsports und Manfred übernahm hauptsächlich das Feld der Instandsetzung und Restaurierung von Fahrzeugen.
2006 schockte der Tod von Erwin das Unternehmen, ohne Testament und ohne einen Notfallplan war die Unternehmung ebenfalls an einem kritischen Punkt angelangt, der die Existenz bedrohte. Dank des entschlossenen Einsatz des neu ernannten Geschäftsführers Sauer konnte allerdings das prestigeträchtige Team gefangen werden. Manfred brachte mit dem Verkauf des Unternehmens 2010 einen zweiten Geschäftsführer an den Tisch, Eberhard Baunach, einen einflussreichen lokalen Unternehmer.
Seit gut drei Jahren versucht sich Kremer Racing wieder breit auf dem Markt aufzustellen. Im Zuge der Neustrukturierung wurde auch der Fokus auf die Werkstatt, den Kundensport und den Rennstall gelegt. Alle Felder unterteilen sich wiederum in historisch (Oldtimer), klassisch (Youngtimer) und aktuell. So lässt sich ganz klar der Umfang an Dienstleistungen, die das etablierte Unternehmen anbietet abgrenzen in: normale Werkstattleistungen bis hin zu Motor- und Getriebeüberholung sowie deren Bau, Restaurierung von Fahrzeugen und dem Rennwagenbau. Zudem wird die fachmännische Betreuung von Kundensportteams auf der Rennstrecke angeboten.
Jan Hennen, seinerseits Pressesprecher von Kremer Racing, muss zugeben, dass sich derzeit das Standbein und die Weiterführung des Rennstalls nicht rentiert. Ein so kleines Team ist eben auf hohe Selbstbeteiligungen und ein entsprechendes Engagement bzw. auf passionierte Angestellte und Kunden angewiesen. Man lebt für den Rennsport, was man auch an den zahlreichen Einlagen der Teilhaber sieht, die Summe wird allerdings nicht beziffert. Das Schlagwort „private equity“ (zu deutsch: Eigenkapital) ist hier tatsächlich der entscheidene Taktgeber, schließlich belaufen sich die Kosten pro Saison auf weit mehr als 500.000 €.
Selbst Sponsoren schrecken vor den Unkosten zurück, zudem sind die Fahrzeuge aktuell in zu wenig Rennserien präsent. Dazu kommen noch die Verschärfungen des Reglements im Bezug auf das Sponsoring. Man hofft auf Unternehmen, die ein seriöses Grundinteresse am Sport haben und nicht auf Gewinn oder eine Stärkung der Brand aus sind.
Der Kundensport gewinnt an Bedeutung. Auch wenn eine Teilnahme an einem 8 Stunden Rennen 8.000 € den Besitzer kostet bzw. 30.000 € bei 3 Fahrern und 24 Stunden, sind hier die Aussichtschancen auf schwarze Zahlen deutlich besser. Zumal man sich keine Sorge mehr um Sponsorenplätze machen muss.
Neben der VLN sind die Fahrzeuge von Kremer auch in anderen Rennen wie dem AVD Oldtimer Grand Prix vertreten.
Konkret angesprochen wurden die Zukunftspläne des Herstellers allerdings. Hersteller? Richtig, Kremer besitzt eine Herstellerlizenz und hat diese vor kurzem wieder reaktiviert. Somit könnten Kremer Editionen auf Porsche Basis exklusiv angeboten werden. Im After Sale-Bereich will man auch auf das Angebot von Renn- und Clubpakete für verschiene Modelle setzen, ferner soll der Rennwagenbau für die 997er und 991er Plattform vorangetrieben werden. Doch dürfte es hier schwierig werden internationalen Anklang zu finden oder gar sich zu positionieren. Zu viele Konkurrenten wie TechArt oder Manthey haben mit der Zeit schon genau diese Nischen besiedelt und unabstreitbar etabliert. Statt dem Teilehandel sollte man hier wirklich grundlegend auf die Wahrnehmung als Hersteller bauen und entsprechende Sondereditionen herausbringen, die schnell auf Hinblick der Geschichte zu begehrten Liebhaberstücken werden können, denn für Innovationen fehlen einfach die nötigen Entwicklungsgelder.
Oblgeich das Team von der Mannstärke relativ bescheiden dasteht, so besteht seit Jahren eine Kooperation mit dem Lehrstuhl von Professor Hermann, der unter anderem das Formula Student und ein VLN-Projekt betreut. Ein wichtiges Ass im Ärmel um Nachwuchsingenieure, -mechaniker und -fahrer aufzuziehen und diese bei der Neufindung der Marke mitwirken zu lassen.
Gut, dass Hennen da doch das Cup-Fahrzeug präsentiert hat. Denn dieser 911er wird auch für Track Days vermietet und kann sogar auf der Straße gefahren werden. Zudem können so spezielle Fahrertrainings angeboten werden, in denen direkt ein erfahrener Rennfahrer einem auf die Hände schaut. Man lernt eben nie aus!
Übrigens besitzt Kremer Racing auch einen eigenen Motorprüfstand, der bis 1000 PS bzw. 1000 Nm Drehmoment ausgelegt ist. Genug also um es mit dem K8 aufzunehmen!
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