Mit dem Fiesta ST durfte ich auf der Regionaltour von Ford, die dieses Jahr unter dem ecoboost-Label läuft, den zweiten aufgeladenen „Alltags-Sportler“ des in Köln ansässigen Unternehmen kurz antesten. Der erste Eindruckt zeigt, größer ist nicht immer besser, der kleine ist der bessere ST und lässt den Focus ST ganz schön schlaff wirken.
Das Problem des Focus ST: zu viel Power bei zu wenig Traktion, ganz nebenbei ist das Fahrwerk zu sehr Kompromiss zwischen Sport und Komfort, nichts halbes und nichts ganzes. Der Fiesta ST hingegen verzichtet fast gänzlich auf Komfort, schon nach kurzer Zeit wird auf den Landstraßen den größeren Schlaglöchern unterbewusst schon gezielt ausgewichen. Es bleibt noch immer deutlich mehr Federweg als in einem richtigen Sportwagen, die Dämpfer sind nun aber endlich zielgerichtet und müssen keinen Spagat mehr abliefern.
Mario hat schon sehr gewissenhaft den Sound des Fiesta ST hervorgehoben, der wahrlich, zumindest im Innenraum, ein echtes Gedicht ist. Ein Vierzylinder klang schon lange nicht mehr so satt.
Noch nie hatte ich einen Vierzylinder unter dem Hintern, der so kernig, so bassig von seiner Potenz kündet. Immer wider erwische ich mich selbst dabei, wie ich innerhalb der Ortschaft mit dem Gaspedal spiele, um diesen Sound zu genießen.
– Mario Lehman, autoaid.de
Sound Symposer hin oder her, was doch wirklich zählt ist, dass der Fiesta ST seine 182 PS auch auf die Straße bringt, insbesondere ohne besondere Verluste, auch wenn die Show-Einlagen am Ampelstart kein schweres Spiel sind. Sobald der Rauch verflogen ist, geht es bis in den dritten Gang (fast 100 km/h) ordentlich voran. Ab dem vierten wird die Übersetzung etwas länger und der Spurt setzt sich nicht mehr ganz so schnell voran.
Das ST Leder-Sport-Paket für 1.000 Euro Extra (Basispreis 19.990 Euro) hält Fahrer und Beifahrer gut fest, insbesondere an den Schultern geben die Recaros guten Seitenhalt. Kurven nimmt der Frontkratzer gerne und gut, trotz nicht idealen Bedingungen von etwa 5° Celsius Außentemperatur und teilweise nasser Straße liegt der Kölner gut in den Kombinationen, rutscht erst sehr spät über die Vorderachse weg, auch das ESP greift erst deutlich später ein, als es in den normalen Fiesta Modellen der Fall ist.
Es ist leider aber auch nicht alles Gold was glänzt, so scheint mehr Zeit in die Entwicklung des perfekten Sound Symposer gegangen zu sein, als etwa eine ordentliche Audioanlage zu verbauen. Da scheppert und klappert es an beiden Türen, sodass das Radio gerne wieder leiser gedreht wird, um dem gefälschtem und herrlichen Klang des Sound Emulators zu lauschen. Ein bisschen Sorgen macht mir zudem schon jetzt die Bremsanlage, die noch ordentlich zupackt, aber bereits jetzt erste Gebrauchserscheinungen zeigt, so sind nach knapp 2.000 Kilometer Laufleistung die ersten Riefen zu erkennen. Wieder eine Bremsanlage die mehr Luft benötigt, oder langsamfahrende Kunden. Apropos langsam fahren, das geht dank der ecoboost-Technologie und eines lang übersetzten sechsten Gang ohne Probleme. Bei Bedarf eben auch ganz brav, für den Alltag in der City, bis die Stadtgrenze ruft.
Text: Fabian Meßner
Fotos: Fabian Meßner