#MazdaRoute3: Die Jagd gegen die Zeit – 960 km nach Chita

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Schlaf wird völlig überbewertet, insbesondere bei Roadtrips dieser Art. Obwohl das Etablissement an sich kein schlechtes war (Bett war ganz angenehm), konnte ich von den möglichen fünf Stunden nur geschätzte zwei die Augen schließen und die Batterie wieder aufladen. 6:30 Uhr ging es zum Frühstück und dann ab auf die Piste zur längsten Etappe auf der ganzen Challenger 2013 Tour.

Es war ein einziger Kampf gegen die Zeit. Über 900 Kilometer lagen vor uns, die mit maximal 110 km/h bewältigt werden mussten. Und wirklich abgehakt werden mussten, denn im engen Zeitplan herrschte kein einziges Luftloch (schließlich muss auch der Rückflug in Ulan-Ude rechtzeitig erwischt werden). Die Vorgabe hieß also: Kilometer abreißen in der maximal möglichen Geschwindigkeit und das in Windeseile. Rein rechnerisch hätten wir die Strecke in 13 Stunden zurücklegen können, doch wenn Theorie und Realität aufeinander treffen, dann sitzt du in Russland im Konvoi gefangen, der auch mal ohne Grund mit einer Pause zum Stehen kommt.

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Bernd: Unser Niveau ist in irgendeinem Schlagloch hängen geblieben und versunken

Trotz eines guten Starts direkt um 7:30 Uhr schienen sich schon mehrere Kreaturen gegen uns verschworen zu haben. Bereits kurz nach der Abfahrt verhinderten frei laufende Pferde, die die Straße blockierten oder Hunde (wohl eher Wölfe) die quer über eine vierspurige Straße einem Fahrrad hinterher jagten, die Weiterfahrt. Ganz zu schweigen von der Trans-Siberischen Eisenbahn, die gleich doppelt ihre Vorfahrt ausnutze und den Konvoi aufhielt. Immerhin gab es ein schönes Bild, das wir so noch nicht im Kasten hatten.

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Kilometerlanges Power-Speedbumping stand auf dem Plan. Die Russen gaben den hilfreichen Tipp, die Wellen nur mit 50 km/h zu nehmen – das war aber keine Vorgabe. Logischerweise mussten alle Fahrzeuge in der Kolonne wieder einmal für mehr herhalten, als sie eigentlich konzipiert wurden. Unterhaltsam wurde es dann bei Gesamtkilometer 2734, denn die frisch belieferte Tankstelle – die einem Horrorfilm entnommen schien – konnte uns nicht betanken, da noch zu viel Dreck im Sprit enthalten war. Gut, dass soll erstmal ein Statement für sich sein, knapp 50 Kilometer weiter sollte dann die nächste Tankstelle zu finden sein. Kaum weniger abenteuerlich war auch dieser Hof mit alten rostigen Gastanks im Hintergrund und verlassenen alten Karosserien, die sich die Natur schon vereinnahmt hatte.

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Philipp: „Hier riecht‘s nach Benzin“; Antwort von Bernd: „Ich hab mich geschnitten. Ich hab Benzin im Blut“

Kilometer um Kilometer machen, am besten gar nicht anhalten. Fahrerwechsel: Bernd übernahm das Steuer. Das gab mir die Zeit, ein kleines Nickerchen auf der Rückbank einzulegen. Grade weggedöst kam die erste Wellenparade, dann eine nach der anderen. Bernd war auf Rachefeldzug für den vorherigen Tag, an welchem er auf der Rückbank den Akku aufladen wollte und ich derweilen nur die größeren Wellen etwas verlangsamt angepeilt hatte. „Und ich bin wieder wach“; den Satz konnte ich heute auch das eine oder andere Mal von der Leier lassen.

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Bei Lunch in der Sandgrube trieben die Iren die kleinen Machtspielchen – heute war überholen (mit Ansage) erlaubt – auf die Spitze „You’ll never overtake the Irish“. Dave (50to70) und Richie (Sunday Times) gaben sich auf einer langen Steigung, bei der Dave vergessen hatte das Gaspedal zu betätigen, doch geschlagen. ;) Ehrlicherweise muss zugegeben werden, dass Dave eher der irische Ken Block ist, wie er auf dem Kies-Parkplatz bewies.

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Der notorische Drängler aus Deutschland ließ auch am zweiten Tag nicht von der Stoßstange des Führungsfahrzeuges los. Dass die Gruppe dadurch nicht schneller vorankommt, schien Wagen Nr. 2 ein großes Geheimnis. Die Stimmung bei den Iren war nach dem letzten Tankstopp auch zur Höchstform aufgelaufen – Party-Laune und nur noch 100 Kilometer bis zum Tagesziel.

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Bei der Aufholjagd gegen die Zeit – die wir praktisch nicht gewinnen konnten – lagen auch Spritverbrauch und Durchschnittsgeschwindigkeit deutlich über dem Vortag. Mit 6,9 Litern/100km und einem Schnitt von 88 km/h lässt sich auch schwer widerlegen, dass zur längsten Etappe alle Fahrer einen anderen Fahrstil an den Tag gelegt hatten.

Text: Fabian Meßner

Fotos: Fabian Meßner