Gefährden Head-up-Displays die Fahrsicherheit? Meinungen zur Studie

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Immer mehr Technologie wird in den Fahrzeugen eingesetzt und stellt den Fahrer zunehmend vor Herausforderungen. Eine Studie der Uni Toronto aus Kandada fand jetzt heraus, dass Head-up-Displays (HUD) den Fahrer zu sehr ablenken würden und daher die Automobilhersteller davon lieber Abstand nehmen sollten. 

Die Studie der University of Toronto könnt ihr hier nachlesen und darin die Begründungen für deren Ergebnis nachlesen. Diese sagt aus, dass der Fahrer zu sehr von Head-up-Displays abgelenkt wird. Solche „Augmented Reality Head-up-Displays“, die Informationen zum Straßenverkehr, Warnungen zu Hindernissen, aktuelle Geschwindigkeit oder gar die Routenführung abbilden können, seien eine Gefahr für die Sicherheit des Fahrers.

Neben dem Fokus auf den Straßenverkehr müsse der Fahrer jetzt weiter Informationen verarbeiten. Plötzlich auftauchende Warnungen könnten den Fahrer womöglich aufschrecken lassen. Die Forscher sind der Ansicht, dass die Konzentrationsfähigkeit nachlasse und der Fahrer könne einfach nicht mehrere Informationen gleichzeitig verarbeiten.

“Not only will drivers have to concentrate on what’s happening on the road around them as they’ve always done, they’ll also have to attend to whatever warning pops up on the windshield in front of them.”

Ich für meinen Fall konnte bereits einige Erfahrungen mit den Head-up-Displays sammeln und halte diese für eine notwendige Technologie. Sicher lässt sich über die Menge an darstellbaren Informationen diskutieren und auch über die Positionen derer. Beispielsweise zeigte Jaguar eine virtuelle Windschutzscheibe, welche die Informationen stark verteilt darstellte oder ein anderes Beispiel im Jaguar Land Rover, die die Zukunft der Head-up-Displays aufzeigen und hier noch einen Schritt weitergehen zu einer vollständig virtuellen Windschutzscheibe.

Drei Blogger – drei Meinungen zu Head-up-Displays:

Can Struck (Driver´s Groove): „Das Problem mit den vielen Studien: Oft erkennt man sich selbst darin nicht wieder. Ich konnte schon diverse HUD-Varianten fahren und empfand es durchgängig als sinnvolles Feature, das eher den Blick auf der Straße hält statt abzulenken. Die Kunst dürfte sein, das Display nicht mit zu vielen Informationen vollzustopfen. Geschwindigkeit und Navipfeil – das sollte reichen.“

Tom Schwede (1300ccm.de): „Tja, Statistiken! Wie heißt es noch, ich glaube nur der Statistik, die ich selbst gefälscht habe? Ich denke, beim Sinn und Unsinn von HUD muss man differenzieren. Navigationshinweise, die aktuelle Geschwindigkeit oder die Anzeige der erlaubten Geschwindigkeit sind meiner Meinung nach auf HUD sinnvoll. Denn diese  Infos gehören zum Fahren. Eingehende Anrufe oder gar SMS sollten den Fahrer beim Fahren nicht beschäftigen. Sie gehören dort meiner Meinung nach nicht hin.“

Jens Stratmann (rad-ab.com): „Meiner Meinung nach gehört der Blick bei der Autofahrt auf die Straße. Dank einem HUD (Head-up-Display) bleibt er da auch, denn ich muss den Blick nicht von der Straße nehmen um z.B. die Geschwindigkeit zu checken bzw. mir die Navigationshinweise auf dem Navi-Display anzusehen. Wer ein HUD zum ersten Mal im Auto hat, der wird davon sicherlich am Anfang etwas überrascht und ggf. auch etwas abgelenkt sein, spätestens nach der zweiten Fahrt wird das, meiner Meinung nach, zu einem Sicherheitsgewinn. Mehr Sicht = mehr Sicherheit und damit gehört für mich definitiv ein HUD. Kein Wunder also, dass es in zahlreichen Fahrzeugen inzwischen optional zum Einsatz kommt bzw. das es auch Nachrüstlösungen gibt.“

Durchweg ist man sich also einig, dass ein Head-up-Display schon Sinn ergeben kann, es dabei aber eben auf eine Reduzierung der wichtigsten Informationen eingesetzt werden sollte. Zudem kann hier der Fahrer häufig selbst bestimmte Elemente des Displays aktivieren bzw. deaktivieren.

IAG veröffentlicht Studie zu Head-up-Displays und kommt zu keinem richtigen Ergebnis

Vor einiger Zeit/Jahren veröffentlichte das Institut für Arbeit und Gesundheit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IAG) eine Studie über die Wirkung von Head-up-Displays auf das Fahrverhalten. Darin geht es um ähnliche Punkte wie bei der Studie der University of Toronto. Ich zitiere:

„In unserer Studie wurde mit dem stationären BG/DVR-Fahrsimulator des IAG – Institut für Arbeit und Gesundheit überprüft, ob Head-Up-Displays Auswirkungen auf das Fahrverhalten haben. Im Mittelpunkt standen dabei die objektiven Geschwindigkeitsüberschreitungen und das Wissen darum. Ferner wurde untersucht, ob sich der in der Literatur bestätigte häufigere Blick auf das Display (und damit auch auf den Straßenverkehr) auf das Spurhalten und das Erkennen von Gefahren auswirkt.“

Am Ende kam als Testergebnis heraus, dass Head-up-Displays nicht unbedingt zur Steigerung der Verkehrssicherheit betragen würden. „Gefahren wurden besser erkannt und die Spur konnte besser gehalten werden, was sich in geringen und/oder selteneren Lenkkorrekturen zeigte.“ und die Fahrer hatten den Eindruck, sie würden sich mit Display besser an die Höchstgeschwindigkeiten halten? Auf die tatsächlich fahrende Geschwindigkeit hätte das HUD dann aber keine Auswirkungen? Ach und dann steht noch weiter im Text, dass man die gefundenen Effekte relativieren müsse und eine Übertragung auf den Straßenverkehr angenommen, aber noch bestätigt werden müsse. Ja, die scheinbar zusätzliche Sicherheit könnte zu mehr Risikoverhalten führen.

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Ach wie liebe ich solche Studien die weder irgendeine Aussagekraft haben, noch wirkliche Ergebnisse erzielen können. Viel eher widersprechen sie sich in ihren Aussagen. Auf der einen Seite würden HUDs nicht zur Steigerung der Verkehrssicherheit beitragen, auf der anderen Seite könnte die scheinbar zusätzliche Sicherheit zu mehr Risikoverhalten führen und die Probanden hätten sich nach eigenen Aussagen eher an die Höchstgeschwindigkeiten halten können. Aber Auswirkungen auf die tatsächlich gefahrene Geschwindigkeit hätten die Displays nicht?

Der Beitrag nimmt weiter an Länge zu je mehr ich solche Studien heraussuche und mich über die Ergebnisse ärgern muss. Es kommt hierbei ganz auf jeden persönlich an und inwiefern er die Funktionen der Displays nutzt. Zudem darf nicht vergessen werden, dass Autos mit immer mehr Sicherheitssystemen ausgerüstet werden und somit den Fahrer nämlich genau dahin bringen, wo er sich rein auf den Straßenverkehr bzw. seine Route konzentrieren kann. Ein Fahrzeug bremst plötzlich ab? Moderne Systeme arbeiten unterstützend mit und können einen Aufprall damit verhindern. Der Fahrer hält die Spur nicht bzw. droht diese zu verlassen? Auch hierfür gibt es Systeme, falls der Fahrer doch zulange seinen Blick auf das Displays gelegt hat und seine aktuelle Geschwindigkeit abliest.

Fotos: Continental, Bosch

Veröffentlicht von

Daniel Bönnighausen

Setzt auf Effizienz und alternative Antriebsmethoden, liebt die Elektromobilität und mag die moderne Konnektivität zwischen Smartphones, Internetdiensten und Fahrzeugen. Mehr zu ihm und seinen Referenzen: danielboe.de

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