Lauwarmes Hot Pocket: Opel ADAM S

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150 PS in einem Minicar klingt in den Ohren zuerst verlockend. Opel ADAM S mit Heckflügel klingt nennen wir es interessant. Carbon-Paket und Recaro-Schalensitze, dass klingt richtig gut. Und dennoch fühlt es sich so an, als hätte man mit dem Opel ADAM S ein wenig Potential verschenkt. Mehr dazu hier im Fahrbericht.

Das mit dem männlichen ADAM Rocks hat nicht so ganz gefruchtet, da war es eine gute Entscheidung seitens der Rüsselsheimer noch eine Schippe drauf zulegen. Die Testosteron-gesteuerte Speerspitze soll er sein der kleine ADAM mit 150 PS. Die Leistung kommt aus einem bekannten Motor. Der treibt auch Opel Corsa an. Ein Vierzylinder Ecotec mit 1,4-Liter Hubraum. Im Prinzip setzt er genau dort an, wo auch die Konkurrenz ihr Unwesen in Form des 500 Abarth treibt. Die Italiener kitzeln in der aktuell extremsten Stufe dabei von 140 bis 190 PS aus dem kleinen Turboaggregat – Luft nach oben für Rüsselsheim?

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Das Datenblatt des Opels liest sich anschaulich, übersichtlich und auch ein wenig vielversprechend. Ein „Performance Sportfahrwerk“ ist dort zu finden oder auch die „OPC Bremsanlage“ in 16 Zoll Größe vorne und mit 15 Zoll großen Scheiben hinten. Das ESP lässt sich deaktivieren und zwar komplett. Für ausreichend Haftung sorgen die 225 mm breiten Gummis auf 18 Zoll Felgen. Der Italiener ist einfach nur bretthart und kompromisslos, allerdings auch nicht so „breit aufgestellt“ wie der Opel.

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Weich in puncto Fahrwerk waren die Namensträger des Opel-Gründers noch nie und die Kombination aus OPC-Einfluss und 18 Zöllern machen den ADAM S zur Verlängerung der Wirbelsäule. Man kann sich definitiv nicht beschweren irgendeinen Einfluss „verpasst“ zu haben. Bekannte Bodenwellen, deren „Straßenschäden-Schild“ ansonsten nur einen müden Lacher auslöst, werden zu ganz neuen Erfahrungen.

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Das Drehmoment von 220 Nm (bei 2.750 bis 4.500 U/min anliegend) passt gut zur Vorderachse, gestempelt wird kaum, eher drehen die Räder beim herausbeschleunigen aus den Kurven durch. Das Untersteuern hält sich dabei wirklich in Grenzen. Eine Sperre an der Vorderachse – oder den Quatsch mit den Bremseingriffen am kurveninneren Rad – braucht der ADAM S nicht. Allerdings wird er auch nur kleinen Landstraßen-Räuber bei ausgeschaltetem ESP. Aktiviert greift die Elektronik sehr früh ein und regelt sogar das Motormanagement, sodass weniger Leistung überhaupt am Rad ankommt.

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Die Gänge eins, zwei, drei und vier sind eng aufeinander abgestuft. Auch sind sie eng aneinander positioniert, für den fünften und sechsten Gang hängt man dem Beifahrer schon leicht anzüglich auf dem Schoß. Exakt auch die ersten vier sind es, die für Spaß im ADAM S benötigt werden. Bei überschreiten der 100 km/h-Marke wird von drei in vier geschaltet. Man merkt, es gibt für die Landstraße immer den passenden Gang, um die Motordrehzahl im sahnigen Bereich von 5.000 bis 5.500 U/min zu halten. Man könnte den 1.4 Turbo auch höher drehen, doch da geht ihm schlicht und ergreifend die Luft aus und es passiert auch nicht mehr wirklich etwas.

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Der 1.4 Turbo ist so etwas, wie der „Gute-Laune-Killer“ im ADAM S. Eher scheint er ausgelegt zwanghaft die 5,9l/100km Normverbrauch zu erreichen, als ein wahrhaftiger Spaßbringer in einer kleinen Taschenrakete zu sein. Kein „tschpfff“, kein plötzlicher Turbokick. Sehr linear, gar ein wenig langweilig wirkt der Vierzylinder im Minicar. Als hätte man einfach den Motor aus einem größeren Modell, indem dieser Motor ein völlig normaler Antrieb ist, genommen und ihn in kleineres Auto gepackt. Diese Formel funktioniert eigentlich immer. Dennoch wollen die Emotionen nicht hochkochen. In kleinen, engen, verwinkelten Kurven, da bereitet er Freude. Doch wird die Kurve mal offener als 80° dann geht dem Vierzylinder irgendwie die Luft aus. Mühsam kämpft er sich dann von 4.500 U/min etwa noch eintausend Umdrehungen nach oben. Man könnte auch früher schalten, doch dann fällt man in ein Loch irgendwo mitten im Drehzahlband.

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Ein Punkt hat mich noch gestört. Die „Sportlich kalibrierte Lenkung“: wer hat die bitte kalibriert und nach welchem Standard? Vom Opel ADAM ist das System des City-Mode bekannt. Knopf drücken und die Lenkung wird leichtgängig. Im ADAM S fehlt ein solcher Knopf und die Lenkung verändert ihre Unterstützung automatisch. Bei langsamen Geschwindigkeiten ist sie sehr leichtgängig, bei höheren eher schwergängig. Doch manchmal verschwimmt die Grenze und die Lenkung wird in einer schnellen Kurven wieder leichtgängig.

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Im 500 Abarth fühlte ich mich schnell, war es aber nicht. Im ADAM S war ich schnell, fühlte aber nichts. Auch wenn er teurer ist und ich glaube, das die einzelnen Bauteile nicht so lange halten werden wie beim Opel ADAM S, würde ich mich dennoch für den wahnwitzigen Abarth entscheiden. Der weckt Emotionen, der knallt, kracht und ist dabei irgendwie auch ein bisschen süß. Der ADAM S ist, irgendwie auch nur ein ADAM mit mehr Leistung. Dessen ungeachtet sind die Recaro-Sitze erste Sahne. Vielleicht ist noch Platz für einen weiteren ADAM im Portfolio, eine Version bei der sich das OPC-Team austoben darf.

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Opel ADAM S

Reihenvierzylinder (quer) 1.364 cm³ (Turbolader)
150 PS bei 4.900 – 5.500 U/min
220 Nm bei 2.750 – 4.500 U/min
8,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h
VMax 210 km/h
Kombinierter Verbrauch 5,9 l/100km (CO2: 139 g/km)
Testverbrauch 7,5 l/100km
Modellgrundpreis 18.690,00 Euro
Testwagenpreis 21.480,00 Euro

Text/Fotos: Fabian Meßner

6 Gedanken zu „Lauwarmes Hot Pocket: Opel ADAM S“

  1. Pingback: Am 22. Juli 2015 gefunden … | wABss
  2. „Die Leistung kommt aus einem bekannten Motor. Der treibt auch Opel Corsa und den neuen Opel Astra an.“

    Kleine Korrektur, der Astra-K hat grundsätzlich einen 1.4er aus gänzlich neuer Motorenfamilie (s. u.a. Bohrung/Hub). Hat mit diesem „alten“ hier nix zu tun.

    Den Vgl. mit einem Abarth hab ich nicht, den AdAM S mal kurz gefahren – fand ich schon ganz nett.
    Beim 500 sind mir die mickrig-üblen Standard-Sitze bereits beim Probesitzen absolutes Ausschlußkriterium (für 1.98m).

      1. Interessanter, wenn auch ziemlich subjektiver, ungewöhnlich negativer Bericht. Vergleiche von Fahrzeugen ohne direktes, zeitgleiches Vergleichen sind dabei ja immer so eine Sache.

        1. Hallo Marian,

          danke für das Feedback. Habe mir dazu auch extra nochmal den alten Text durchgelesen (wer schreibt, der bleibt und so weiter).
          Da kommt leider trotzdem dieses Ergebnis bei rum. Vielleicht hing es auch damit zusammen, dass ich „zu viel“ vom ADAM S erwartet habe. Allerdings war mir auch schon von anderen bekannt, dass es nicht so der Knaller sein soll :(

  3. Edit_ wurde schon lange korrigiert_

    Ich persönlich glaube das sich das OPC-Team noch austoben darf. Der aktuelle Stand der Modelle des Adam kann Opel nicht zufriedenstellen.

    beste Grüsse

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