Fahrbericht: Neuer VW Touran 2.0 TDI

VW Touran 2015 Fabian Autophorie

Wer falsch hinsieht, der könnte den neuen VW Touran aus dem richtigen Blickwinkel gut und gerne für den Sharan halten. Doch noch ist der Van der Kompaktklasse zugehörig, obwohl der VW Touran (nun auf MQB Plattform) 13 Zentimeter in der Länge gewachsen ist. Das optische Lifting sieht man ihm nur an ganz markanten Punkten an, wie etwa der Sicke (dort, wo bei allen Modellen immer die Tornadolinie verläuft). Neu ist der Van-Bestseller vor allem technisch unter dem Blech, sowie im Innenraum.

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Die Sitze lassen sich nun nicht mehr herausnehmen, dafür kann das Flat-Fold-System eine ebene Ladefläche schaffen. Pro Sitz wird nur eine Entriegelung benötigt und jener wird flach gelegt, auch dem Beifahrersitz kann es so ergehen, dann schafft der Touran Gegenstände von knapp über drei Meter Länge zu transportieren. Insgesamt können fast 2.000 Liter verstaut werden und da zählt das Fassungsvermögen der 47 Ablagen (nicht immer sind es so viele, aber es sind immer viele!) noch gar nicht mit rein. Als Fünfsitzer – optional gibt es eine ebenso im Boden versenkbare dritte Sitzreihe, die ist eher für Kinder ausgelegt – fasst der Kofferraum bis zur Ladeabdeckung 743 Liter. Ausreichend für den Familienausflug.

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Motoren gibt es mit 110 PS (Benzin oder Diesel), sowie mit 150 PS ebenfalls als Benziner oder Diesel. Nur bei der Topmotorisierung scheiden sich die Geister, der TSI bringt es auf 180 PS, während der 2.0 TDI maximal 190 PS zu Tage fördert. Nach aktuellem Stand (Juli 2015) bietet Volkswagen keinen 4Motion, also Allradantrieb, für den neuen Touran an. Schade eigentlich, denn der einzelne Kunden verlangen es bereits und weisen dabei auch auf andere Hersteller hin, die zumindest eine Motorisierung mit Allradantrieb anbieten. Die Nachfrage als solches, ist laut Volkswagen im „zu kleinen, unrentablen“ Prozentbereich. Dafür wird bereits jetzt über eine Hybridisierung nachgedacht. Es soll also auch nicht nur bei den aktuell sechs Motorisierungen bleiben.

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Viele Neuerungen, die dem Van nun zu Teil werden sind aus dem VW Passat bekannt. Die elektrische Sprachverstärkung nach hinten – durch ein Mikrofon wird die Sprache im Cockpit aufgenommen und durch die hinteren Lautsprecher verstärkt wiedergegeben – ist für den VW Konzern ganz neu. Der Trailer Assist, sowie die Voll-LED-Scheinwerfer oder auch ein Stauassistent und der voll adaptive Tempomat samt aktivem Spurhalteassistent werten den Kompakt-Van auf. Da die Technik als solches bereits seit längerem auf dem Markt ist, gibt es da auch nichts zu bemäkeln. Lediglich der aktuelle Umfang von Android Auto und Apple CarPlay (das liegt aber an den Smartphone-Herstellern) lässt noch zu wünschen übrig. Der neue VW Touran ist mit allem möglichen technischen Schnick und Schnack lieferbar, wenn man es denn bezahlen kann.

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Der Basispreis von 23.350 Euro ist bei der von mir gefahrenen Variante in weite Ferne gerückt. Allerdings ist es auch verlockend aus technischer Sicht einen Passat mit noch mehr Platz für die Passagiere zu fahren. Denn genau hier liegt der Punkt, besonders im Fond sitzt es sich räumlich gesehen noch eine Stufe besser als im Passat. Vielleicht auch, weil nach oben hin noch etwas mehr Luft ist. Die dritte Sitzreihe ist wirklich nur denen zu empfehlen, die problemlos durch die enge Lücke auch auf diese Sitze gelangen. Jedem, der sich hineinquälen muss, dem muss auch wieder herausgeholfen werden. Mit anderen Worten: nur was für die Kids. Ganz nebenbei erwähnt sind auch die vorderen Sitze in ihrer Länge gewachsen, zumindest kann dies keiner von VW definitiv verneinen und mir kommt es so vor. Die Ergo-Sitze (optional) lassen sich dabei in der Sitzfläche auch noch längs verstellen.

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Der 2.0 TDI mit 150 PS (340 Nm) scheint mir persönlich der ideale Mix zwischen günstigem Preis, ausreichend Leistung und seltenen Tankstellen-Besuchen. Laut Bordcomputer soll der VW Touran mit diesem Motor über 1.000 Kilometer weit kommen. Das verspricht auch der Normverbrauch von 4,5 l/100km, den konnte ich mit 4,9 bis 5,2 l/100km wenigstens teilweise unterstreichen. Wobei eigentlich die ganzen Assistenten erst mit dem optionalen 7-Gang-DSG wirklich Sinn ergeben. Dann fährt der ACC nämlich fast selbständig. Doch das 6-Gang-Schaltgetriebe schreckt auch nicht ab, präzise lässt sich der Ganghebel durch die Gassen ziehen und schieben. Da sag noch einer; Vans seien träge und schwammig. Sobald das Drehmoment von 340 Newtonmeter bei 1.750 Touren bereit steht, schiebt der Kompakt-Van nach vorne.

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Im Vergleich dagegen bietet Volkswagen den Touran auch mit einem kleineren 1,6-Liter TDI mit 110 PS an. Dessen Drehmoment von 250 Nm setzt früher ein, dafür nicht so kräftig. Darunter leidet etwas der Vortrieb, doch für solche, die nicht unbedingt müssen, reicht der kleinere Dieselantrieb wohl völlig aus. In der Norm laut NEFZ geben sich die zwei Aggregate nichts, in der realen Welt hingegen lässt sich der 1,6-TDI mit 4,7 l/100km bewegen. Das ist nicht gerade die Welt, von daher würde ich jedem, der es möchte auch zum 40 PS stärkeren 2.0 TDI raten. Denn nur 0,2 Liter Ersparnis machen den Kraftverlust aus dem unteren Drehzahlbereich nicht wett.

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Negativ aufgefallen ist nur der Dosen-/Flaschenhalter in der Mittelkonsole. Und dessen Mechanismus wird schlussendlich vor dem Verkauf noch überarbeitet, sodass die Rückstellfeder weicher ist, genauso wie die scharfe Kante.

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Eine gelungene Neuerung, die immerhin mit kleinen Highlights visuell aufgewertet wird. Um wem das Ganze noch immer zu wider ist, der kann sich mit der R-Line immerhin optisch etwas sportlicher im Van-Segment bewegen.

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Text/Fotos: Fabian Meßner; Titelbild Martin Meiners für Volkswagen AG

4 Gedanken zu „Fahrbericht: Neuer VW Touran 2.0 TDI“

  1. Pingback: Am 7. Juli 2015 gefunden … | wABss
  2. Zitat: „Die elektrische Sprachverstärkung nach hinten – durch ein Mikrofon wird die Sprache im Cockpit aufgenommen und durch die hinteren Lautsprecher verstärkt wiedergegeben – ist für den VW Konzern ganz neu.“

    Hier möchte ich kurz den Klugscheißer spielen :-)

    Das ist für den Touran neu – gegeben hat es das tatsächlich schon (und da ist es auch sinnvoll) im VW T5.

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