Fahrbericht: Jeep Renegade Limited 1.4 MultiAir

Jeep Renegade

Wer ist der Boss im Reich der SUVs unter 4,5 Meter? Der „I’m a Renegade“-Jeep oder auch „der schönste Fiat“ wie es mir zugerufen wurde. Der Jeep Renegade teilt sich die Plattform mit dem Fiat 500X – in diesem Fall auch den Motor – und doch ist er mehr taffer Bad Boy als der Fiat 500 je durch das schlucken blauer Pillen kompensieren könnte.

Wenig Jeep viel Crossover

Das fängt bereits mit der Form an, welche eben nicht rund und kugelig ist, wie ein Crossover, sondern in einer Form daher kommt, wie nur ein Jeep sie verkörpern kann. Auch wenn hier nicht alles echt ist, was wir von anderen Jeep Modellen kennen. Der Jeep Renegade ist die perfekte Verkörperung von einem zu heiß gewaschenem Jeep Wrangler. Und was ist der Fiat 500X? Naja definitiv kein „Abtrünniger“, wie es der Jeep ist.

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Zudem ist er trotz seiner poppigen Farbe eindeutig als Jeep zu erkennen. Das Gesicht, welches durch die runden Augen und den typischen Jeep-Grill (sieben abgerundete Aussparungen) gezeichnet ist, maskiert die Tatsache das darunter technisch ein Fiat steckt ziemlich gut. Alleine der Blick auf die Motorenbezeichnung zeigt, das hier nicht das typische Jeep-Aggregat verbaut ist. Der 1,4-Liter MultiAir Turbobenziner mit 140 PS (leider nicht mit der 9-Gang-Automatik erhältlich) reicht dennoch für das urbane Gelände völlig aus. Trotz Frontantrieb schreckt er auch nicht vor leichten Feldwegen zurück. Und wer mit gleichbleibender Geschwindigkeit das leicht matschige Terrain durchfährt, der läuft auch nicht Gefahr stecken zu bleiben. Ansonsten liegt im Handschuhfach die Durchwahl zum nächstbesten Wrangler-Besitzer.

Den Begriff Durchzug kennt der Vierzylinder-Fiat-Motor allerdings nur als Aufforderung mehr Benzin durch die Brennräume zu ziehen, ohne dabei ersichtliche Erfolge im Vortrieb zu erzeugen. Wer auf der Autobahn nicht schalten will, könnte schnell von LKWs überholt werden. Denn im hohen Gang (auch der fünfte) passiert unten heraus rein gar nichts. Zwar steigt der Verbrauch, aber nicht die Geschwindigkeit. Wer also auch abseits von der Stadt unterwegs ist, der ist definitiv mit einem Dieselmotor besser beraten.

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Fahreindruck des Jeep Renegade

Der kombinierte Verbrauch von 6,0 l/100km ist opportunistisch, in der Realität sind es dann eher (über zwei Wochen) 8,8 l/100km. Aber wer einen Jeep kauft, der muss einen Jeep auch eben bezahlen können. Und nicht nur das Geld für die knapp 20.000 Euro Grundanschaffung bereitstellen. Als Limited sind für den 1,4-Liter MultiAir übrigens 24.300 Euro zu berappen. Zum Vergleich, der aufgeblasene Crossover aus Italien ist da meist um bis zu 900 Euro günstiger. Doch der sieht nicht einmal so aus, als könnte er mehr als Einkaufstüten einladen – selbst im „Offroad-Look“. Der abtrünnige Renegade hingegen braucht kein Offroad-Paket, nur um zu tun als ob. Ich vermute, hätte er Allradantrieb (was er in diesem Fall nicht tut) könnte er weitaus mehr, als man ihm auf den ersten Blick zutraut.

Jeep Renegade Limited Test

Immerhin es gibt eine Angabe über die Wattiefe, die liegt bei 220 Millimeter. Der Rampenwinkel liegt bei 21,2 Grad (beim Trailhawk sogar noch größer), der Böschungswinkel (vorne/hinten) liegt bei 17,9/29,7 Grad. Eigentlich gar nicht so übel, für ein SUV, welches baugleich mit einem Crossover ist, der sich für gar nichts davon interessiert. Allerdings haben sie wohl ein Problem gemein, welches an der Kürze von 4.255 mm liegt. Denn auf der Rückbank möchte ich nicht einmal hinter mir selbst lange sitzen müssen. Für einen kurzen Trip in die Stadt sehr gerne, aber für eine lange Tour quer durch Deutschland dann doch lieber nicht. Denn die Knie scheuern bereits an der Rückenlehne des Vordermannes. Immerhin Gepäck lässt sich dann mit 351 Liter noch viel verstauen.

Jeep Renegade – ein schöner Fiat?

Zusammengefasst kann man ihn wohl gut „als den aktuell schönsten Fiat“ bezeichnen – sorry Martin, dass ich dir dein Statement klaue. Er ist dem Anspruch eines Jeeps besser als der Fiat 500X gerüstet für „das Abenteuer“. Wenn auch mehr das kleine Abenteuer mit teils befestigten Wegen und digitalisierten Karten, als der puren Offroad-Erfahrung mit einer reinen GPS-Navigation, die auch ohne eingezeichnete Wege funktioniert. Trotz italienischem Unterbau ist er mehr der Ur-Enkel des Willys, nur eben der Nachkriegszeit angepasst mit poppigen Farben und Touchscreen.

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Jeep Renegade 1.4l MultiAir Limited

Reihenvierzylinder (quer) 1.368 cm³ (Turbolader)
140 PS bei 5.500 U/min
230 Nm bei 1.750 U/min
9,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h
VMax 181 km/h
Kombinierter Verbrauch 6,0 l/100km (CO2: 140 g/km)
Testverbrauch 8,8 l/100km
Modellgrundpreis 24.300,00 Euro
Testwagenpreis 29.520,00 Euro

Text/Fotos: Fabian Meßner