Fahrbericht 2015 Cadillac Escalade: Big Boy Roadtrip

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Wenn hierzulande von einem großen Auto gesprochen wird, dann werden da wohl Namen wie BMW X5, Audi Q7 oder Mercedes-Benz GL genannt. Allesamt große SUVs. Doch wenn wir von großen Autos sprechen, dann machen wir ernst: der 2015 Cadillac Escalade ist ein großes Auto! Das „Full-Size-SUV“, wie es in den USA genannt wird, lässt die bereits genannten drei deutschen Autos wie Minicars wirken. Und dabei spreche ich hier nicht einmal von der Langversion. Wir sind in Florida zwei Wochen mit dem Schiff, dass dort nur einer normalen Größe entspricht, herumgefahren.

Der erste Moment war ein gemischtes Gefühl aus „yeah unser Gepäck geht rein“ und „verdammt, wo sollen wir den parken“. Doch dann kam es uns wieder, wir sind in den USA, das muss so sein. Gerade sind wir in Miami, Florida, gelandet und es dauerte eine kurze Gedenksekunde bis wir uns erinnerten, dass die sogenannten „Compact“ Parkplätze deutscher Durchschnittsgröße entsprechen und es hier nur sehr wenige davon gibt. Mit anderen Worten, hier gleichen sich die Parkplätze den Autos an und nicht umgekehrt. Parken sollte also nicht unser Problem werden, denn trotz der gewaltigen Ausmaße ist der 2015 Cadillac Escalade erstaunlich übersichtlich.

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Gewöhnungsbedürtig auf ein Neues ist jedes Mal wieder der „Zoom-Spiegel“ auf der Fahrerseite, sich darauf einzustellen bedarf einigen verwirrten Blicken. Platz und Größe sind keines der Probleme des Escalade, ja nicht einmal der Spritverbrauch ist eines. Zugeben, der ist in den gesamten USA kein echtes Problem. Bei $2.25 US-Dollar pro Gallon lässt sich der 31 Gallon-Tank (über 100 Liter, inklusive Reserve) ganz locker füllen. Und dann hat er auch noch diese Zylinderabschaltung, die den 6,2-Liter V8 zum sparsamen 3,1-Liter V4 macht. Die EPA Angabe ist ein Witz, im Mix lies sich der Big Boy mit 20.9 mpg fahren, was umgerechnet etwa knapp über elf Liter auf 100 Kilometer sind. In meinen Augen kein schlechter Wert für 420 PS, die 2,4 Tonnen bewegen müssen. Das soll erst einmal einer der deutschen Premium-SUVs nachmachen. Natürlich nicht in Deutschland, denn da würde niemand dauerhaft mit 55 bis maximal 70 Meilen pro Stunde (max. 112 km/h) unterwegs sein.

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Der Caddy versteht sich in den USA als Premium-Fahrzeug und ich muss ganz ehrlich sagen, er ist deutlich mehr Premium als manche Fahrzeuge, die sich hier immer mehr Premium schimpfen. Feines, bequemes helles Leder, dunkles (Echt-) Holz mit einer Klarlackschicht überzogen, Chromleisten, als Kontrast noch braunes Leder am Lenkrad und ein Hauch von Alcanatra, welches sich durch die Türen bis über das Armaturenbrett zieht. Und alles wirkt hochwertig! Außer vielleicht die Cadillac User Experience (kurz: CUE), welche in meinen Augen eine echte Experience ist. Mal funktioniert es, mal wiederum nicht. Der vibrierende Touchscreen reagiert nicht immer korrekt auf Eingaben, oft rechnet er dann zu schnell und man muss von vorne beginnen oder er macht es genau andersherum, lässt dabei gefühlte Ewigkeiten auf das Ergebnis warten.

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Besonders bei komplizierten oder teils durchwachsenen Angaben, die das Navi per se nicht kennt, frustriert das System schnell, da es ohne einen Hinweis einfach ähnliche Ergebnisse ausliefert (die unter Umständen ähnlich weit weg sind, daher verlockende Lösungen sind). Eine zuerst befremdliche Funktion ist die Notbremsung beim rückwärts fahren, wenn die Sensoren den Wagen vor einem Zusammenstoß schützen wollen. Aber dann ist auch wieder klar, damit einen Parkrempler zu verursachen ist quasi unmöglich.

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Der in einen Augen besten und angenehmste Punkt im Cadillac Escalade ist der Raum für die Passagiere. Alleine die Mittelarmelehne ist so groß, dass ein 8 Kilogramm schwerer Hund sich hier bequem sein Bettchen einrichten könnte. Das leicht gekühlte Fach darunter verschlingt ganze Party-Container von Soft Drinks. Auch wenn das CUE nicht das best-vernetzte System der Welt ist (4G OnStar funktionierte in unserem Fall nicht), gibt es USB-Stecker und 12 Volt Anschlüsse ohne Ende. Zwei ganz vorne, einen versteckt unter dem CUE-Bedienteil, zwei unter der Armlehne und natürlich auch für die Fondpassagiere wieder zwei.

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Dort kann dieser nicht nur zum Aufladen benutzt werden, sondern auch um per USB-Stick Filme auf dem ausklappbaren Bildschirm wiederzugeben. Das beschäftigt die zwei Mitfahrer auf den Sesseln für eine Weile. Die Betonung liegt hier auch wirklich auf zwei und Sessel. Denn auf der dritten Bank müssten sich drei Personen, wohl eher Kinder, zusammenquetschen um zu sitzen. Im Fond allerdings gibt es ähnliche Sitze wie ganz vorne, Sitzheizung (vorne Zonen-Sitzheizung und Sitzlüftung) und eine eigene Klima-Zonen-Steuerung. Die zugehörigen Kopfhörer (inklusive Atom-Akku*) liefern einen ordentlich Sound und schirmen sogar teilweise vom Entertainment des sonstigen Fahrzeug-Innenraums ab. Das ist bei der ordentlich wummernden Bose-Anlage auch keine leichte Aufgabe. Letztere hat mich bei den zwei Wochen am meisten überrascht, einen solch guten Klang und tiefen Bass hatte ich schon lange nicht mehr von einem Bose-System gehört.

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Abschließend kann ich nur sagen, was ein geiles Teil. So riesig, so angenehm zu fahren (der Sport-Modus soll wohl auf den Rücksitzen deutlich zu spüren sein), so perfekt für Amerika. Es gehört für mich zum Weltbild einen dicken V8 verpackt in ein sogenanntes Full-Size-SUV zu packen und damit durch Amerika zu fahren. Gut das wir das abgehakt haben und dafür den idealen Sight-Seeing-State Florida gewählt haben. Nächstes Mal, das ist ganz sicher, machen wir wieder etwas sportliches.

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Für einen detailreicheren Blick (vor allem in den Innenraum) kann ich euch unseren Video-Fahrbericht empfehlen.

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Text: Fabian Meßner

Fotos: Fabian Meßner / Stefan Maaß

*es gibt keine ersichtliche Ladeschnittstelle oder Einschübe für Batterien.