One Ford to rule them all: Ford Fiesta ST im Test

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The best of them all! Anders kann ich auch nach einer längeren Fahrt im Ford Fiesta ST nicht über den kleinen Kölner sprechen. Jedes Mal auf ein Neues zeigt der Pflaumenträger, dass er es faustdick hinter den Ohren hat und das egal aus welcher Sicht man ihn betrachtet. Ob es nun darum geht eine schnelle Runde auf einem engen, zackigen Kurs hinzulegen oder einen fahrfreudigen Ausflug über die Landstraße oder einfach mal gemütlich durch die Stadt tuckern; er kann einfach alles am besten.

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Klar für die einzelnen Disziplinen gibt es in jeder Hinsicht eine bessere Wahl: Der Corsa OPC ist alleine durch sein Lamellen-Sperrdifferential an der Vorderachse dafür gebaut schnell auf der Rennstrecke zu sein, genauso liegen ihm die Landstraßen. Für einen Stadtausflug ist ein „simply clever“ Fahrzeug noch eher geeignet. Aber die können nur einzeln glänzen, der Fiesta ST hingegen kann alles gleichermaßen gut.

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Der 1,6-Liter ecoboost Motor macht einen erfolgreichen Spagat zwischen Fahrspaß und sorgfältigem Umgang mit dem Geldbeutel. Knapp um die sechs Liter zieht er sich durch die Leitungen in die Brennräumen, wenn hin und wieder das Gaspedal durchgedrückt wird. Bei Dauerbefeuerung der vier Brennräume liegt der Verbrauch im Schnitt noch immer unter acht Liter. Was will man denn mehr im Leben als einen kleinen, agilen, Spaßbereiter, der dabei auch noch die Ausgaben niedrig hält.

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Der Sound Symposer macht eine bessere Musik als die Sony Anlage in der Mittelkonsole und ihre paar Boxen. Wir wissen es ist kein echter Motorklang, es ist Fake. Aber was soll’s, so dumpf grollend, erwischen wir uns doch selbst in der Stadt immer wieder spielend mit dem Gaspedal. Gut gesattelt geht es dank der Recaros auch in den flotten Kurvenkombinationen ohne große Wankbewegungen von Fahrer und Beifahrer vonstatten. Nur eben die Mitfahrer in der klein gehaltenen Fondabteilung dürfen sich nicht gerade über Seitenhalt freuen – gegen Aufpreis aber über eine dritte Kopfstütze.

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Die elektrische Servolenkung unterscheidet sehr gut zwischen Parkplatz-Suche und Landstraßen-Abenteuer. In der Stadt noch lässt sich der Fiesta auch dank Rückfahrkamera kinderleicht einparken. Außerorts dann versteift sich die Lenkung etwas und fordert ein wenig mehr Muskelarbeit. Das ESP greift generell eher spät als früh ein, lässt sich bei Bedarf auch ganz ausschalten. Dann fällt auch das „Torque Vector Control“ System aus, welches an sich die Antriebsmomente verteilen soll, dann aber doch nur das kurveninnere Rad abbremst, um vermeintlich schneller in Kurven zu sein. Darauf können wir dann auch getrost verzichten, denn nicht zuletzt der Corsa OPC Nürburgring Edition hat bewiesen, dass nichts über ein Lamellen-Sperrdifferential geht.

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Doch warum siegt der Fiesta ST sogar gegen den OPC im direkten Vergleich bei dem britischen evo magazine? Er ist wohl auch der realistischere Wagen, nicht nur Stur auf die Nordschleife ausgerichtet, sondern auch im Alltag ein fähiger Begleiter, der nicht nur an zwei Tankstellen halten kann. Es reicht ihm schon normales Super Plus, wenn er auch mit 95 ROZ problemlos umzugehen  weiß – kleine Leistungseinbußen sind dann auf der Tagesordnung.

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Gleich wie auch der Corsa ist er strikt auf Beschleunigung ausgerichtet. Bei 223 km/h Höchstgeschwindigkeit fühlst du dich nicht mehr so wirklich wohl im 1 163 Kilogramm leichten Zwerg, denn was anfangs nur leicht holpert, poltert und springt, ist bei über 200 km/h noch etwas deutlicher zu merken. Die Gänge eins bis drei sind eng aufeinander abgestuft und decken den Bereich bis etwa 100 km/h ab. Die Beschleunigungsorgie geht in diesem Bereich auch am schnellsten vonstatten, bis eben knapp 160 km/h, dann braucht er wiederum etwas länger.

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Aber genau das macht ihn aus, diesen lang übersetzten sechsten Gang, der aus dem ST auch irgendwie einen ecoboost macht. Dabei steht das eco hier vermeintlich groß geschrieben. Denn weit vom Normverbrauch haben wir uns nie entfernt. Ein ehrlicher Ford, ein ehrliches Auto, für ehrliches Geld. Eigentlich ist er perfekt. Naja fast, sehen wir einmal vom Armaturenbrett ab, das braucht dringend ein Update. – Damals habe ich mir einen Ersteindruck vom Fiesta ST verschafft.

Natürlich kommt ein solcher all-mighty-supermini nicht um unsere kleine Videoserie herum. Wenn er schon in Textform keine echte Kritik abbekommt, wie soll es erst im Vergleich ablaufen. Bisher führte der Corsa OPC in der Nürburgring Edition das Ranking vor dem Peugeot 208 GTi, dem Skoda Fabia RS und dem Seat Ibiza Cupra an. Na wo wird sich der Kölner einreihen? Im Video erfahrt ihr es!


Ford Fiesta ST

Reihenvierzylinder (quer), 1.596 cm³ (Turboaufladung)
182 PS bei 5.700 U/min
240 Nm bei 1.600 – 5.000 U/min (290 Nm mit Overboost Funktion für 20 Sekunden)
6,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h
VMax 223 km/h
Kombinierter Verbrauch 5,9 l/100km (CO2: 138 g/km)
Testverbrauch 6,3 – 7,4 l/100km
Modellgrundpreis 20.190,00 Euro
Testwagenpreis 23.330,00 Euro

Text/Fotos: Fabian Meßner