Bequemer Frischluft-Cruiser für Vier: Audi A5 Cabriolet 1.8 TFSI gefahren

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Als ob Petrus unsere Cabrio-Test-Offensive gefallen würde, öffnet sich der Himmel, die Sonne zeigt sich, die Vögel zwitschern und das Thermometer rennt gen der 30° Celsius-Marke. Perfekte Testbedingungen für das Audi A5 Cabriolet, das 2012 ein dezentes Lifting untergespritzt bekam und so auch eindrucksvoll bei Nacht immer einfach auf dem Parkplatz zu finden ist. Die neue LED-Spange vorne sowie die dezent geschwungenen LED-Streifen in der Rückleuchte lassen auch die unscheinbare Cuvéesilber-Metallic-Lackierung in der Dunkelheit besonders wirken.

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Scheiben runter, die Straße entlang fahren und direkt die Sonne reinlassen. Mit anderen Worten: Direkt bei Fahrtantritt das Stoffverdeck in den Kofferraum verfrachten (elektrisch bis 50 km/h versteht sich), großartiger dieser Stand der Technik. Selbst wenn es bei schneller Fahrt dann etwas frisch werden sollte, hat Audi ein nettes Extra in Petto: Die Kopfraumheizung (mag abgeschaut sein, aber deutlich verbessert) lässt sich in mehreren Stufen einstellen und heizt dem Nacken ordentlich ein.

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Das Ziel ist schnell eingegeben. Das MMI Navigationssystem ist langhin bekannt (im Audi A3 mit dem neuen touch wheel getestet) und versprüht direkt die bekannte Audi Technologie. Prinzipiell blind können Befehle an das Infotainmentsystem weitergegeben werden; nur hin und wieder ist ein Blick auf den Bildschirm notwendig. So muss Technik! Technik, die auch während der Fahrt zu bedienen ist. Zu sagen, sie sei kinderleicht, wäre übertrieben, dennoch ist alles so, wie wir es schon aus anderen Audi Modellen kennen – schnell und einfach zu erlernen. Im Hintergrund, davon bekommt der Fahrer überhaupt nichts mit, werden durchgehend die Verkehrsinformationen verarbeitet und auf die Route angepasst. Das kann auch bedeuten, dass Umwege vorgeschlagen werden, die sich in meinem Fall als nützlich erwiesen haben. Ein Stau auf der Autobahn A6 aus Richtung Mannheim kommend zog sich von Mannheim/Schwetzingen bis Dreieck Hockenheim. Wer sich dort auskennt, weiß, dass die Autobahn A5 quasi parallel dazu verläuft und der Stau damit clever zu umfahren wäre. So riet auch die nette Dame im Audi zur Umfahrung über die zweispurige A5, welche ungewöhnlich wenig befahren war und uns genau vor dem Stau wieder ausspuckte.

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Bis es klickt –  Wer die neuere Audi Modellpalette kennt, der weiß, dass in der Mittelkonsole ein Wahldrehrad verbaut ist, welches sich der perfekten Haptik sowie Akustik verschrieben hat. Haptik ist ein allgegenwärtiges Thema. Das Interieur wird für viele wichtiger als das eigentliche Design eines Autos; und genau hier kann Audi punkten: Egal, ob mit A3 oder A8, die Verarbeitung passt immer. Die Materialen fasst du einfach gerne an – auch das Aluminium-Wahlrad für die MMI plus Navigation, das den Vorgänger des im Audi A3 getesteten MMI touch markiert. Mit jedem Klick fühlt man sich ein wenig mehr wie Sean Connery in „Verlockende Falle“: Hin zum Ziel und dabei fühlt es sich verdammt gut an. Vor allem ist es viel besser und einfacher zu händeln als der Plastikwahlknopf bei BMW oder die umständliche Infotainment-Lösung seitens Mercedes. Etwas schade ist, dass bisher weder USB- noch Bluetooth Connectivity für das iPhone 5 nachgerüstet worden sind. Über keines der Kabel lässt sich eine Verbindung aufbauen; lediglich aufgeladen wird das Smartphone. Die Bluetooth-Telefonie funktioniert dafür tadellos, auch wenn am anderen Ende deutlich zu hören sein muss, dass der Gesprächspartner aus dem Auto anruft.

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Kritik muss sich der Motor hingegen gefallen lassen. Auch schon bei einer Mietwagenfahrt mit dem Audi A4 (B8) enttäuschte der 1.8 TFSI doch eher als das er begeisterte. Wer nicht vorher das Datenblatt gelesen hat, kauft dem Motor die angeblichen 170 PS niemals ab, was Selbstversuche innerhalb der Autophorie-Redaktion bewiesen: „Geschätzt, vielleicht so um die 110, 120 PS“. Ganz zu schweigen vom Drehmoment, welches 320 Nm betragen soll. Was ein offizieller Prüfstand-Lauf wohl ausgeben würde? Immerhin eines muss man ihm lassen: In der Effizienz ist er, zumindest bei Normalfahrt, genügsam und weicht nur geringfügig vom Normverbrauch im Drittelmix ab (Werksangabe: 6,2 Liter; getestet 6,5 Liter / 100 km). Den guten Wert bestätigt auch die Erfüllung der strengen EURO 6 Abgasnorm. Stehen bleibt das Cruiser-Image mit dem Motor noch deutlicher als mit jedem anderen. Teurer als die Einstiegsmotorisierung, dennoch eine Empfehlung wert (weil auch noch immer die EURO 6 Norm eingehalten wird), ist der 2.0 TFSI mit 225 PS Leistung. Das hohe Gewicht (1695 Kilogramm leer) macht dem Motor eindeutig zu schaffen. So bereitet alles, was nach dem dritten Gang kommt, keine „Freude am Fahren“ mehr. Er bleibt der Cruiser und nicht der Herr der linken Spur (dafür gibt es die Variante RS5) – auch mit Stoffverdeck.

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Ein echter Hingucker wird das Cabriolet im geschlossenen Zustand durch ein weinrotes Akustikverdeck. In unserer getesteten Version gab es hingegen nur ein schwarzes Verdeck. Optisch enttäuschend haben die kleinen 17 Zöller auch ihre Vorteile, die sie in Sachen Fahrkomfort voll ausspielen können. Mehr Gummi auf der Felge heißt auch mehr Federungskomfort, welcher in jenem Fall entsprechend überraschte, selbst auf einem echt üblen Streckenabschnitt, der mehr aus geflickten Schlaglöchern als aus eigentlicher Straße besteht, wird nur wenig an die Insassen weitergegeben. In den Sportsitzen in Alcantara/Leder-Kombination (samtbeige/moorbraun Ausstattung) sitzt es sich auch kolossal gut. So gut, dass der Weg zum Ziel wird und das ankommen ein wenig zur Nebensache mutiert. Einmal ausgestiegen und das offene Cabriolet in der Sonne geparkt, verbrennt beim Wiedereinstieg nicht direkt das werte Hinterteil, denn helles Leder heizt glücklicherweise nicht so extrem auf, wie schwarzes Ledergestühl.

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Viel verändert hat sich mit dem Facelift nicht. Ein oder zwei Motoren sind aus dem Portfolio gefallen, neue bzw. optimierte hinzugekommen, aber vor allem wurden die Scheinwerfer und Rückleuchten erneuert. Und sind sie nicht sexy geworden? Die Xenon-Brenner werden nun völlig von der LED-Spange eingefasst, die innere Linie sitzt parallel zum Single Frame Grill und verschafft dem Audi A5 schon im Stand deutlich mehr Dynamik als noch vor dem Facelift.  Die Abrundung am Bürzel bekommt mit den neuen Heckleuchten deutlich mehr Würze. Besonders eingeschaltet bei Dämmerung wirkt die Spannung durch die der Heckpartie entgegen gesetzte Formsprache noch besser. Überdies ist das A5 Cabriolet eines der wenigen Audi Modelle, das nicht unbedingt das S-line Exterieurpacket benötigt, um vollkommen im optischen Auftreten zu sein. Die Veränderungen mit dem optionalen Style-Packet sind nur marginal an der Front und am Schweller. Lediglich der Heckdiffusor sticht dabei etwas mehr ins Auge.

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Rundum das passende Auto für den Sommer (wenn dieser denn mal gerade will), was zusätzlich zu den Eigenschaften eines offenen Gleiters für vier sogar noch einen Kofferraum bietet. Mit 320 Litern (380 Liter bei geschlossenem Verdeck) ist es auf Kompaktklasse Niveau und für den Alltag, sowie schöne Touren mit leichtem Gepäck, völlig ausreichend.

Audi A5 Cabriolet 1.8 TFSI

Vierzylinder-Direkteinspritzer (quer) 1.798 cm³
170 PS bei 3.800 – 6.200 U/min
320 Nm bei 1.400 – 3.700 U/min
7,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h
VMax 230 km/h
Kombinierter Verbrauch 6,2 l/100km
Testverbrauch 6,1 – 7,2 l/100km
Modellgrundpreis 32.605,04 Euro
Testwagenpreis 43.857,14 Euro

Text: Fabian Meßner

Fotos: Fabian Meßner

4 Gedanken zu „Bequemer Frischluft-Cruiser für Vier: Audi A5 Cabriolet 1.8 TFSI gefahren“

  1. Pingback: Auto Blogger Lesestoff vom 29.07.2013 – wABss
  2. Seit wann kostet das cabrio ab 32605 euro? Das A5 cabrio kostet 37000 grundpreis plus 10000 extras locker also 47000 plus 800 überführung aber dann ist nir das notwendigste an bord.

    1. Schau doch bitte auf das Datum des Artikels ;) Audi dreht gerne mal an der Preisschraube und zwar nicht nach unten.

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