Eins mit der Straße: Porsche Cayman Typ 981c 7-Gang-PDK Fahrbericht

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Gemütlicher Cruiser oder sportlicher Kurvenräuber? Was darf es sein? Der Porsche Cayman Typ 981c kann beides und immerzu klingelt der Sound des 2,7-Liter-Boxermotors in den Ohren. Eine Ausfahrt um den Kochelsee mit dem kleinsten und zugleich dem praktikabelsten Coupé aller Porsche-Varianten.

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Praktikabel, warum, es ist doch ein Porsche, da hat das Wort „praktisch“ keinerlei Daseinsberechtigung. Insofern auch der Cayman ein reiner Zweisitzer ist – hinter den Sitzen ist wirklich kein Platz mehr, außer für einen kleinen Ordner – besitzt er die Möglichkeit vorne sowie auch hinten Gepäck unter zubringen. Wer hierbei mit dem Mittelmotor-Sportler auf Zeitenjagd gehen will, kann dabei auch gleich die präferierte Gewichtsverteilung anpassen. Vorne 150 Liter – direkt auf der Vorderachse – und hinten sogar 162 Liter Gepäck, die sich dort verstauen lassen.

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Sehr intelligent abgestimmt ist nicht nur die McPherson-Bauart entsprechende Achsaufhängung, sondern ebenso die dazugehörigen Zweirohr-Gasdruckdämpfer, die in der normalen Abstimmung schon fast Reisekomfort, wie bei einer Limousine aufkommen lassen. Auch wenn sich die 2-Wege Sportsitze Plus nur bedingt verstellen lassen, bieten sie angenehmen Komfort, ihre wahre Vorliebe gilt aber der Kurvenhatz. Bevor diese beginnen kann steht meist eine lange Anreise bevor, die im Prinzip kein Problem darstellt, bei im Tempomat eingestellten 125 km/h begnügt sich der Boxermotor auf der „Rückbank“ mit sagenhaften 6,7 Liter auf 100 Kilometern. Nebenbei erwähnenswert, ist der Tempomat der cleverste, der mir je untergekommen ist. Bei Gefälle (Auto wird logischerweise schneller) bremst er nicht ab, sondern schaltet die Gänge herunter. Genauso, wenn am Wahlhebel die Geschwindigkeit verringert wird, bleibt der Anker an der Kette und es wird stattdessen ein bis zwei Gänge heruntergeschaltet bis die gewünschte Geschwindigkeit erreicht ist und der sparsame siebte Gang des PDK mit einer langen Übersetzung von 0,62 eingelegt werden kann.

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Abseits von den Straßen mit den blauen Schildern tut der Porsche Cayman genau das, was von einem Zuffenhauser erwartet wird. Er schreit die Landschaft zusammen, das Zwischengas beim Anbremsen bzw. Herunterschalten fördert die Vorfreude auf die nächste Kurve und die Möglichkeit die Motorleistung über die Pedalstellung exakt zu dosieren verlangt eigentlich schon nach einem Ausritt auf die Rennstrecke. Wenn der Boxer im zweiten Gang hochdreht und ab 5.500 U/min das Feuer seinem Höhepunkt entgegen rennt, dann leuchten nicht nur die Augen, sondern es passiert was! Bei voller Leistung der 275 Pferdchen (7.400 U/min) ist die 100er Marke schon passiert worden und erst bei knapp 115 km/h braucht es den dritten Gang, der mit einem Ruck durch das ganze Auto eingelegt wird, die Nadel dabei schon senkrecht steht und es einfach weiter vorwärts geht. Kurve, anbremsen die Vierkolben-Monobloc-Alubremssättel testen die Nackenmuskulatur mit 1,21 G (und bei einer Vollbremsung noch mehr) auf Beständigkeit, bevor aus der Kurve heraus die G-Kräfte wieder in zwei Richtungen zerren. Dazwischen röhrt der Boxer bei den Schaltvorgängen kurz auf, gibt einen kleinen aber prägnanten Zwischengasstoß, kaum an der Schaltwippe gezogen, geht es weiter. Allzeit bereit, egal ob nach oben oder unten, durch die Unterteilung im Getriebe, das ungerade (und der Rückwärtsgang) bzw. gerade Gänge auf zwei geschlossene Kupplungen aufgeteilt sind, geht es wie am Schnürchen vorwärts.

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Das sagenhafte Gefühl der Lenkung, das der Cayman an den Tag legt, ist, derzeit im Premium-Segment fast schon einzigartig. Hier gibt es nicht nur Feedback, was die Vorderachse angeht, sondern auch das Gefühl jederzeit zu wissen, nein zu spüren, was die Lenkimpulse bewirken, nahezu wie die Straßenbeschaffenheit ist. Ganz davon abgesehen, dass der Fahrer am Lenkrad nicht von unnötigen Knöpfen ablenkt wird, ist der Fahrer hier noch Fahrer und kann Eins mit der Straße werden. Ganz getreu dem Motto von Walter Röhrl „Im Prinzip bist du bei dem Auto mit dem Denken schon zu langsam.“ (Walter Röhrl – über den Audi Sport Quattro S1), rückt das Fühlen, das Spüren, die emotionale Verbindung zwischen Mensch und Maschine wieder in den Vordergrund.

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Die zielgenaue Steuerung der Leistung über die Gaspedalstellung ist vorbildlich, halb gedrücktes Pedal bedeutet halbe Leistung. Nur so sollte es sein. So kann im wahrsten Sinne des Wortes auf Linie gefahren werden, da sich nicht plötzlich mehr Leistung entfaltet als gewollt. Trotz Mittelmotor-Bauweise, die an sich eine etwas zickigere Fahrweise zu Tage legen würde, ist dem nicht so, egal ob mit oder ohne Helferlein, der Cayman bleibt berechenbar. Vergleichsweise im Boxster S ging es da schon etwas schnell quer aus der Kurve raus. Ganz die Fahrmaschine für den etwas besser betuchten Einsteiger. Denn kein Porsche ist für den Parkplatz vor dem Eiscafé hergestellt worden, diese Marke verschreibt sich noch immer dem Rennsport und das ist selbst im kleinsten Modell zu spüren.

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Keine Kritik? Doch ein kleinen Kritikpunkt gibt es dennoch, ist die Verarbeitung im Ganzen auch makellos, die Haptik zum Verlieben, fiel die Aluminium-Blende in der Fahrertür negativ auf. Bei bestimmten Frequenzen der Bose-Soundanlage (ohne an dieser etwas an den Einstellungen verstellt zu haben), schwang diese und produzierte dadurch ein dezent nerviges klappern. An sich ist die Bose-Anlage mit ihren sieben Lautsprechern und dem Verstärker unter dem Beifahrersitz keine schlechte, besser ist die von Burmester in jedem Fall und doch kommt die beste Symphonie von ganz hinten. Dort wo je nach Drehzahl des Schaltvorgangs ein leichter Peitschenhieb klingt oder ein deutlich zu vernehmender Knall den Eindruck hinterlässt der Zündfunke fiel in der Abgasanlage.

Noch ein Beitrag zum Cayman S gefällig?

Porsche Cayman 7-Gang-PDK

Sechszylinder-Boxermittelmotor (längs) 2.706 cm³
275 PS bei 7.400 U/min
290 Nm bei 4.500 – 6.500 U/min
5,4 Sekunden von 0 auf 100 km/h (Sport Plus, PDK)
VMax 264 km/h
Kombinierter Verbrauch 7,7 l/100km
Testverbrauch 9,2 – 16,0 l/100km
Modellgrundpreis 51.385,00 Euro
Testwagenpreis 74.964,85 Euro

Text: Fabian Meßner

Fotos: Fabian Meßner