Der Frauenversteher: Opel ADAM Slam 1.4 ecoFlex

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Mit seinem knuffigen Aussehen, dem dezenten Hundeblick, weiß er nicht nur Lisa den Kopf zu verdrehen. Optische Reizüberflutung für die Frau oder doch gar der perfekte Begleiter, der Treu ist bis auf den letzten Tropfen Benzin? Der etwas andere Fahrbericht zu einem Auto, das in keine Schublade passt und sich selbst seinen Weg bahnt.

Lifestyle, Individualität, genau nach Wunsch, dass ist, was der Opel Adam kommuniziert und damit will er ködern, Generation Car Sharing, soll dazu bewegt werden sich wieder ein eigenes Auto zu kaufen. Dieses ist dabei weniger ein Statussymbol als vielmehr ein Accessoire, welches man nicht nur gerne mit sich herumträgt, sondern auch stolz präsentiert und Freunden vorführt. Mit knapp 30.000 Möglichkeiten den eigenen Adam zusammenzustellen, trifft Opel damit relativ gut den Zahn der Zeit. Für eine Generation deren Statussymbole keine teuren Marken auf vier Rädern sind, denen wichtig ist immer und überall erreichbar zu sein, sich zu vernetzen und das mit einem modisch ansprechenden Lifestyle-Accessoire: dem Smartphone.

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Dieses wiederum integriert Opel passend in den Adam. Mit dem aufpreispflichtigen IntelliLink bedient sich Opel der Smartphone-Obsession der Generation iSomething. Ohne Smartphone geht erst einmal gar nichts, bis auf den Radioempfang (gegen Aufpreis auch DAB+), Einstellungen und das war es dann auch schon. Das 7 Zoll große Touchdisplay reagiert nun deutlich besser als noch bei den ersten Versuchen, wie Camillo im Techniktest festhielt. Um den vollen Umfang des 300 Euro teuren Extras nutzen zu können bedarf es weiteren Investitionen. Die „Stitcher“-App für die Musik gibt es noch umsonst, bei der Navi-App „BringGo“ sind dann saftige 69,99 Euro (inkl. aller Updates) fällig. Frage, wenn ich bei der Bestellung mehr Geld auf den Tisch lege, warum werde ich dann nochmals extra im Appstore zur Kasse gebeten? Sinnvoll wäre es gewesen zumindest einen Teil der gängigen Navigationssysteme, die viele ohnehin auf ihren Smartphones installiert haben, für den Datenstream zu öffnen. Warum auch nicht mal Google Maps? Wie und ob diese Infotainment und Smartphone-Navi Vernetzung funktioniert, davon konnte ich mir selbst leider kein Urteil bilden, denn so viel Geld bin ich persönlich nicht bereit in die Hand zu nehmen, da Navigon und Google ohnehin einen besseren Job tun.

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Sternenhimmel sang einst Hubert Kah, das müssen auch die Ingenieure bei Opel des Öfteren bei der Entwicklung des Adam gehört haben, weshalb es auch nicht wundert das gegen Aufpreis entweder ein Panorama-Glasdach oder ein in den Dachhimmel integrierter Sternenhimmel zu ordern sind. Dieser lässt sich idealerweise in der Leuchtstärke in verschiedenen Stufen einstellen, ebenso wie die Beleuchtung der Türverkleidungen. Ein klassisches Nice-to-Have Extra, insbesondere wenn die Natur wieder versagt und dunkle Wolken den Blick in den Nachthimmel versperren.

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Von der Positionierung könnte er es kaum schwieriger haben, nachdem VW up! und Co. den Markt der Stadtflitzer ordentlich aufgemischt haben, ist nicht mehr viel Marktanteil übrig geblieben. Zudem stellt sich die Frage, wie viel ist dem gewünschten Käufer diese Individualität wert. Mit 11.500 Euro in der Basisausstattung und einem 70 PS starken 1,2-Liter Benzinmotor ist er schon deutlich teurer als die gesamte Konkurrenz aus dem VW-Konzern. Der in dieser Version vorgestellte Adam Slam ist mit 17.330 Euro noch lange nicht ausgelastet, was die Kreuzchen in der Liste der Sonderausstattung anbelangt. Ebenso ist er mit der kleineren Leistungsstufe des 1,4-Liter-Benziners ausgestattet. Bei solchen Preisdimensionen, in die der Kleine im Prinzip die 20.000er Marke locker knackt, gibt es bereits Kleinwagen mit einer mehr als doppelt so großen Leistung zu kaufen. Individualität ja, aber zu solch‘ einem hohen Preis, ob das nicht an der Zielgruppe vorbeischrammt?

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Immerhin vermag der Motor zu glänzen, nicht unbedingt mit dem Verbrauch, dafür mit der Kombination des knackigen Fünfganggetriebes. Nicht ganz so kurze Schaltwege, wie noch beim Toyota GT86 aber er ist nah dran. Beeindruckend spaßig lässt sich der Kleine dabei dann auch schalten, der 87 PS starke Benziner könnte aber ein größeres und vor allem früher anstehendes Drehmoment gut vertragen. Welches in Folge auch den Spritverbrauch deutlich senken könnte. So ist der Adam keinesfalls so sportlich wie kommuniziert, insbesondere nicht „extreme“, es sei denn Sportlichkeit wird neuerdings im Stadtverkehr durch Ampelsprints definiert. Ja der Antritt an der Ampel ist spritzig, keinesfalls sportlich, bedingt durch die kurze Übersetzung der ersten drei Gänge gelingt der Stadtsprint auf 50 km/h recht flott. Auf die standesgemäßen 100 km/h dauert es laut Datenblatt 12,5 Sekunden. In den für die Umwelt bedachten Zahlen begnügt er sich im normalen Tagesgebrauch mit 5,3 Liter auf 100 Kilometer(Kombiniert 5,1 l/100km).

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Für die Stadt konzipiert ist die schnelle Fahrt auf der Autobahn nicht direkt seine Stärke, er kann, wenn es unbedingt sein muss, mit 160 km/h stabil den Asphalt-Cowboy geben, kurzfristig sollte dann aber keiner in den Weg springen, insbesondere beim Regen kam es an den Bremsen zu starkem Fading. Für Fahranfänger, die noch nie einen Fahrsicherheitsparcour hinter dem Steuer erlebt haben nicht unbedingt die ideale Maschine, um schnell lange Strecken zurückzulegen. Letztendlich ist er doch deutlich mehr Lifestyle als „Extreme“, wie er dargestellt wird. Nicht zuletzt die im ersten Anblick stark ausgeformten Sitze, enttäuschen. Insbesondere der Seitenhalt auf der Sitzfläche ist quasi ein einziger optischer Fake. Unter der Leder-Stoff-Haube mag sich nichts anderes verstecken als der einfachste und billigste Schaumstoff ohne jegliche Verstärkungen. Führungsqualität gleich Null. Um ein Bild zu malen, mit minimalem Kraftaufwand lässt sich die Seitenwange mit dem kleinen Finger komplett umdrücken. Die Seitenwangen am Rückenpolster machen einen besseren Job, glänzen aber auch mehr optisch als in der eigentlichen Performance.

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Nimmt ein Hipster, dessen Lieblingsspielzeug in die Hosentasche passt nun also mehr Geld in die Hand, um seinen Lifestyle auch auf vier Rädern auszuleben, obwohl es praktischere sowie günstigere Alternativen gibt? Gegen den Mainstream schwimmen ist im ADAM auf jeden Fall ein leichtes, wenn auch gleich die männliche Käuferschaft es schwer haben wird, sich vor dem anderen Geschlecht als das stärkere zu präsentieren. So fallen beim Anblick des Opels doch mehr die Worte „süß, schnuckelig und putzig“. Oder, wie Lisa auch ein wenig verliebt von ihm schreiben.

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Opel ADAM Slam 1.4 ecoFlex

Reihenvierzylinder (quer) 1.398 cm³
87 PS bei 6.000 U/min
130 Nm bei 4.000 U/min
12,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h
VMax 176 km/h
Kombinierter Verbrauch 5,1 l/100km
Testverbrauch 5,3 – 7,1 l/100km
Modellgrundpreis 15.140,00 Euro (Ausstattung Slam)
Testwagenpreis 17.330,00 Euro

Text: Fabian Meßner

Fotos: Fabian Meßner

9 Gedanken zu „Der Frauenversteher: Opel ADAM Slam 1.4 ecoFlex“

  1. Der Motor glänzt aber nur bei einem klaren Sternenhimmel, oder? Ich fand den etwas zu träge, aber für die Zielgruppe sicherlich ausreichend.

    1. Kann daran liegen, dass sie doch einiges getan haben. Zum Bleistift ist der Touchscreen nicht mehr so lahm, wie Lisa mir ihn beschrieben hat. Vielleicht haben die Opelaner auch am Motor noch weitergetüftelt. ;)

    2. In einigen Situationen wirkte auf mich der Motor auch recht träge. Gerade wenn Auffahrten auf die Autobahn oder ein zügiger Ampelstart anstanden, ging es nicht so recht vorwärts. Und wenn die Beschleunigung nach einer Zeit da war, fehlte teils der 6. Gang.

      Die Hauptfahrten werden in meinen Augen aber eher lifestylige Shoppingtouren sein. Und da eignen sich die Rücksitze perfekt als Kofferraum für die neuen Schuhe oder eine zweite Handtasche. Von daher macht das Auto seinen Job schon recht gut.

  2. Das wäre ein Auto für mich! Schade dass er nicht wirklich günstig ist aber Style kostet immer ein wenig mehr.

    1. Naja es gäbe da auch noch ein paar Alternativen aus dem nahen Umland…außerhalb von Deutschland :)

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