Heiliger Frontkratzer: 500 Abarth „595 Competizione“

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Der Scorpion, der der Teststrecke im bayrischen Hinterland würdig war. Nach dem GT86 habe ich die passion:driving-Teststrecke nicht mehr so wirklich aufgesucht, doch der kleine Italiener in aufpreispflichtigem „Record Grau“, schien mir der bayrischen Nordschleife ein achtbarer Kandidat um Fahrwerk, Lenkung, Gripverhalten und den 1,4-Liter T-Jet auf Herz und Nieren zu prüfen.

Knapp 1.000 Kilogramm Trockengewicht versprechen Fahrfreude auf kleinen engen Kursen, welche, so ein Zufall, nicht unweit von München versteckt liegen. Eine Strecke mit Ecken und Kanten, fiesen Bodenwellen, Kuppen und engen Haarnadelkurven sowie weitläufigen S-Kurven. Perfekt, um mit dem 500 Abarth „595 Competizione“ eine schnelle Runde in den Asphalt zu brennen. Motor, Turbo, Öl und auch die Pirelli Pneus sind von der Anreise schon auf Temperatur, dann kann es auch direkt losgehen.

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Dass der Normverbrauch von 6,5 Litern/100km gleich so was von verdoppelt werden soll, steht auf dem Plan, ebenso wie herauszufinden, was das TTC wirklich effektiv leistet. Das extrem harte, tiefergelegte Sportfahrwerk ist auf der Langstrecke nicht unbedingt ein Komfortgewinn, auch in der Stadt lernt man schnell zumindest tiefen Schlaglöchern aus dem Weg zu gehen. Liegt die Stärke also in der Inspiration; der Rennstrecke? Aufgrund des Härtegrades der Abstimmung hätte ich eigentlich wie beim DS3 Racing erwartet, der ungefähr genauso unsanft gefedert ist, doch der Abarth überrascht mit Spurtreue und vor allem Bodenkontakt, zumindest meistens mit allen vier Rädern. In engen Kurven, die im Rallye-Stil angebremst werden, hebt sich, wohl auch durch die Verbundlenkerachse hinten, das Beinchen. Mir persönlich bereit so etwas Spaß, insbesondere wenn das Heck noch leicht anfängt gen Kurvenausgang zu rutschen.

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Dank TTC (Torque Transfer Control) ist es im 595 auch problemlos möglich noch vor dem Scheitelpunkt wieder voll aufs Gas zu gehen. Ohne die elektronische Verteilung der Momente, ist es ratsam, wenn allzu starker Gummiabrieb vermieden werden sollte, erst gen Kurvenausgang wieder das rechte Pedal zu traktieren. Besonders positiv ist das geringe bis kaum vorhandene Untersteuern aufgefallen. Lediglich bei zu großem Lenkeinschlag treibt der kleine Italiener nach außen, ansonsten beißen sich die 205/40 R17 Pirellis in den Asphalt und ziehen die kleine Kugel artig nach vorne.

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Ein Genuss bei der ganzen Tortur ist definitiv die Geräuschkulisse, die durch die Record Monza Abgasanlage den kleinen Vierzylinder auf die musikalische Entfaltung eines großen Vierender anhebt. Klangvoll ist es besonders im Bereich von 2.000 bis 3.000 Touren, der Vortrieb stellt sich ab knapp 4.000 U/min ein, wenn der Turbo mit Ladedrücken zwischen 0,8 bis 1,2 bar unterstützt. Ein kleiner Negativpunkt an dieser Stelle ist, dass die Klangkulisse etwas die Eindrücke zur Geschwindigkeit verfälscht, es hört sich schnell an, letztendlich enttäuscht der Blick auf den Tacho, denn nur bis knapp 120 km/h zieht der T-Jet gut weg, danach passiert nicht mehr viel. (Kleine Ausnahme: Auf der Autobahn bei 150 km/h bei knapp 4.000 U/min einfach draufdrücken und er rennt weiter bis 210 km/h). Eventuell ist an dieser Stelle die unebene Fahrbahn doch nicht der beste Untergrund, um die volle Kraft des Abarth auf die Landstraße zu packen.

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Noch ein klein bisschen Nachbesserung hat die Bremsanlage verdient (gegen Aufpreis gibt es was schickes von Brembo), diese enttäuscht etwas beim harten Anbremsen vor den engen 90°-Kurven, die Bremsleistung bleibt gleichbeständig, doch ein wenig besser zupackende Brembos wären den Aufpreis wohl im extremen Handgebrauch wert.

Text: Fabian Meßner

Fotos: Fabian Meßner

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