Status Rückgabe unwahrscheinlich: Vom Toyota GT86 direkt ins Fahrerherz getroffen

Sonnenaufgang über dem Toyota GT86

Der GT86, endlich ist er da, im Handel. Vor der Haustür. Ich glaube über kein anderes Auto haben Stefan und ich in den letzten zwölf Monaten mehr geschrieben, geschwärmt und berichtet. Warum aber der ganze Aufwand, ist doch auch nur wieder ein Auto? Nicht wirklich nur wieder ein weiteres Auto, nein die ersten Tage mit dem GT86 haben mir verdeutlicht, wir haben in diesem Jahr auf das richtige Pferd gesetzt.

Ein kleiner Rückblick: Messe Frankfurt, September 2011, Stefan und ich schlendern über die IAA Richtung Toyota Stand. Imposant in Szene gesetzt dreht sich dort das FT-86 Concept II und scharrt zahlreiche Fotoapparate um sich. Ich denke ungelogen gute 20 Minuten haben wir am Toyota Stand verbracht, Bilder gemacht und uns auch mit anderen Journalisten darüber unterhalten. Einig waren sich da nicht nur Stefan und ich, wenn diese Concept in Serie geht, dann wird es alles ändern. Ein Satz, den du eigentlich auf alles anwenden kannst, doch in keinem Fall ist diese Änderung so brachial wie in diesem Fall.

Toyota GT86 in altem Industriegeöände

Der GT86 kommt von einem Hersteller, der sich mit dem Prius oder dem Yaris sowie Auris Hybrid nicht etwa der ultimativen Fahr- und Spaßmaschine verschrieben hat, nein es geht um Nachhaltigkeit und Sparsamkeit sowie Umweltfreundlichkeit. Von außen betrachtet mag der GT86 mit seinem Zwei-Liter-Boxer da nicht so ganz ins Bild passen. Keine Batterie im Heck, getankt wird Super Plus und angetrieben werden nur die hinteren Räder.

Doch da war doch was, in den staubigen Geschichtsbüchern finden sich mehrere Modelle der Marke, die ähnliche Merkmale besitzen. Ganz vorne dran der Toyota Supra, dessen 2JZ-GTE Turbomotor noch viele, sehr viele Freunde im Driftsport hat, aber auch die Celica gab es vor nicht allzu langer Zeit noch für wenig Geld zu haben. Ein Sportcoupé das ähnlich dem GT86 einen Saugmotor besaß und die hinteren Räder antrieb. Nicht zu vergessen der S 800 sowie der 2000 GT, aber wohl mit dem GT86 am nächsten verwandt ist dessen Opa der Toyota Corolla AE86.

Toyota GT86 Heck im Sonnenaufgang

Das Coupé, dass in Japan unter dem Namen Corolla Levin vertrieben wurde und in den USA auf den Namen Corolla GT-S hörte, war mit dem 130 PS starken 1,6-Liter-Motor (japanische Version) ein echter Kassenschlager. Auch dieses Chassis erfreut sich nicht nur in der hochgezüchteten Version vieler Drifter, nein auch die Standardversion überzeugt durch den automatisch mitverkauften Spaßmodus durch ein niedriges Gewicht, Heckantrieb und dem vorne längs eingebauten Motor. Für alle, die mir an dieser Stelle wenig Glauben schenken wollen, für die haben die britischen Kollegen von Auto Express den GT86 gegen den AE86 im direkten Vergleich antreten lassen. Damals wechselte der AE86 für 19.990 DM (Deutsche Mark – Währung bis 2001, wer sie nicht mehr kennt) den Besitzer.

Gehen wir davon aus, dass anno dazumal 1:1 umgerechnet wurde, dann kostet der GT86 nun auch gerade mal 10.000 Euro mehr als sein Großvater in den späten 80er Jahren. Was hat sich in 30 Jahren getan? Nun das Design ist sichtlich besser geworden, auch die Verarbeitung kann nun mit dem Branchenweiten Standard mithalten, Motor vorne, Antrieb hinten ist gleichgeblieben, doch eine Sache hat sich ganz deutlich verändert: der Motor. Kein quer verbauter Vierzylinder mehr, nein ein zusammen mit Subaru entwickelter, sehr tief verbauter Boxermotor, der mittels Toyotas Direkteinspritztechnologie enorm im Verbrauch gesenkt werden konnte, aber nichts seines großen Drehzahlband bis 7.500 U/min einbüßen musste.

Drehzahlanzeige im Toyota GT86

Der Boxermotor bringt einen sehr tiefen Schwerpunkt mit sich, so liegt dieser in Zahlen auch nur auf 460 Millimeter. Die Gewichtsverteilung von 53:47 macht das Auto an sich fast perfekt, dazu gibt es eine extrem knackige Sechsgangbox mit beispiellos kurzen Schaltwegen direkt dahinter ein Handbremshebel, der von der Anordnung her schon direkt zum Drift einlädt. Das in drei Stufen verstellbare VSC Stabilitätsprogramm lässt sich sogar ganz abschalten und das ist, was den GT86 zum „Real Drivers Car“ macht. Er gibt dem Fahrer wieder das Steuer in die Hand. Unverfälschtes Fahrgefühl ohne elektrischen Schnickschnack.

Auch wenn der GT86 mir ohnehin ein Dauergrinsen ins Gesicht gezaubert hat, zieht sich dieses bei nasser Fahrbahn noch weiter Richtung Ohren. Selbst bei eingeschaltem VSC lenkt das Heck immer wieder leicht ein, doch bei abgeschaltetem VSC reicht schon eine schnelle Lenkbewegung und die Hinterachse setzt zum Überholmanöver an. Dabei bekommt der Fahrer aber nie das Gefühl vermittelt, dass gleich 30.000 Euro Metallschrott in der Tonne landen, nein eher noch wird der Fahrer nahezu animiert weiter an der querdynamischen Fahrweise zu arbeiten, um den perfekten Drift in den Asphalt zu brennen. Querfahren ist mit dem GT86 auch bei trockener Fahrbahn kein Problem, doch, das haben die Kollegen schon zahlreich unter Beweis gestellt und um ehrlich zu sein würde ich die knapp drei Millimeter, die noch auf den hinteren Gummis drauf sind, auch so bewahren.

Einstieg in den Toyota GT86

Jeden Tag aufs Neue komme ich mir vor als wäre ich der in diesem Werbevideo beworbene Proband. Immer mehr elektrische Helferlein ziehen ein in die neuen Karossen, die wir kaufen, um uns zum einen sicherer zu fühlen, zum anderen aber auch entspannter von A nach B zu kommen. Der GT86 durchbricht jeden Tag auf ein Neues diese Wand und reißt mich aus dem faden Alltag. Jede Kurve wird zum Abenteuer. Jeder Schaltvorgang erzeugt ein Kribbeln. Jedes Mal, wenn der Drehzahlmesser wieder gen der 7.000 Marke schnellt ist es zugleich ein Befreiungsschlag aus dem tristen Trott in den wir geraten sind.

Es ist ein kaum beschreibbares Gefühl dieses Auto fahren (zu dürfen), die Gänge durch die Gassen zu jagen, der zweiflutigen Abgasanlage zu lauschen. Das Radio ist toll, aber völlig überflüssig. Die Soundanlage des GT86 besteht aus zwei Endrohren mit einem Durchmesser von exakt 86 Millimeter. Kein anderes Auto, das ich 2012 gefahren bin, kommt an dieses direkte unverblümte Fahrgefühl heran. Egal ob mehr Leistung, größere Motor oder hochwertigere Ausstattung. Der GT86 ist eine Fahrmaschine, nicht mehr und nicht weniger. Er gibt dir was du brauchst, die Flucht aus dem Alltag, zurück in eine Welt die lange vergessen schien.

Toyota GT86 in altem Industriegelände

Text: Fabian Meßner

Fotos: Fabian Meßner

6 Gedanken zu „Status Rückgabe unwahrscheinlich: Vom Toyota GT86 direkt ins Fahrerherz getroffen“

  1. In eurem Text steht geschrieben das der ae 86 gt den Motor Quer hat ??? Also ich habe ein solches Fahrzeug und zum Heckantrib gehört ja wohl ganz logisch dazu das der Motor LÄNGS eingebaut ist :)))

    1. Oops, ist korrekt. Wobei man beim Boxer auch einfach sagen könnte, quadratisch, praktisch, gut. Danke für den Hinweis, wird geändert.

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