Ready for Take Off: Fahrt im Citroën DS3 Racing Rallye-Taxi

Citroen DS3 Racing Rallye Taxi Panzerplatte  Foto: Erkan Dörtoluk

„Und dann dürft ihr morgen noch im Rallye-Auto mitfahren“ – äh bitte was?! Ich dachte, dass wird hier schön Relax-Kurzurlaub mit Rahmenprogramm. Aber nein, die wollen uns quälen. Ein bisschen Bammel hatte schon, aber richtig Zeit mich weiter hineinzusteigern hatte ich nicht, denn der Plan wurde geändert und ich wurde gleich am ersten Tag in den Citroën DS3 Racing gepackt.

Nur ein DS3 Racing? Du hast doch hier was von Rallye-Auto erzählt. Ja von wegen „nur“ ein DS3 Racing, wohl eher ein Serienfahrzeug über 46 Kilometer am Limit! Und die alten Fiat Cinquecento die früher Rallye gefahren sind, waren auch nicht besonders langsam. Sven Schädler, der selbst schon Deutscher Meister in der Junior Klasse war und quasi auf der Kart-Strecke groß geworden ist, war an diesem Tag mein Chauffeur. Die Shuttle Fahrt zur Wertungsprüfung (WP) war recht angenehm, ein bisschen plaudern über Gott und die Welt – Was muss ich mir unter einem Blog vorstellen oder wie läuft das mit einem Blog so tagtäglich ab – die üblichen Geschichten eben, aber auch ein Tech Talk zur Rallye, wohl auch um mir ein wenig Vertrauen in das Renngerät und den Fahrer einzuhauchen. Vertrauen ins Auto war bereits da, immerhin bin ich den DS3 Racing selber schon gefahren, wohl aber nicht so!

An der Zufahrt zur WP angekommen die Wartezeit auf die Vorausfahrzeuge noch mit ein paar dreckigen Witzen vertreiben – nein ich hab sie mir nicht aufgeschrieben – dann hat uns auch unser Begleitfahrzeug verlassen und es ging rein ins Militärgelände zum Start der WP. Am Start angekommen hörte ich eine Frage immer wieder und nach Beantwortung dieser wurde immer geschmunzelt, ich sollte erst später verstehen warum. Es ging darum, ob ich schon Rallye-Erfahrung gesammelt hätte, respektive Mitgefahren oder gar selber gefahren bin. Kurz gesagt nein! Jedoch gab es wiederum auch Zuspruch, dass ich mir für diesen Ritt gleich die längste Prüfung ausgesucht hätte – eigentlich hat Tanja Kämmerling, diese WP für mich ausgesucht, aber es war eine sehr gute Wahl.

WP12 Arena Panzerplatte Rallye Deutschland

Die Panzerplatte ist die wohl am besten besuchte WP der gesamten Deutschlandrallye, das zeigte sich auch schon während meiner Mitfahrt, währenddessen vor allem das „Infield“ bereits gut gefüllt war. Das Aufkommen an der bekannten Springkuppe „Gina“ war besonders hoch, hier findet unter normalen Umständen auch eine Weitenmessung statt. Die exakte Weite des Sprungs im DS3 Rallye-Taxi haben wir leider nicht, dafür aber die Gewissheit, dass wir trotz Gaspedal lupfen abgehoben sind.

Bevor es aber überhaupt losgehen konnte gab es noch ein kurzes Briefing zum Aufschrieb, der mehr aus Zeichen und Zahlen besteht. Was mir bisher nur als „Omega“ bekannt war, steht im Aufschrieb eines Rallye-Copiloten für eine Kuppe. Die 1 ist eine Haarnadel, die 5 etwa ein leichter Knick und die 3 irgendwas dazwischen. Manche schreiben auch noch die 6, doch für Sven ist das keine Kurve mehr, sondern quasi eine Gerade, die „voll“ genommen werden kann. Dann noch diverse Anmerkungen, ob die Kurve enger wird – Macht zu – oder etwa ein Hinkelstein im kurven Innern liegt, also hier besser nicht schneiden oder neudeutsch auch „cutten“.

Karte der Arena Panzerplatte WP12

16:57 Uhr das letzte Vorfahrzeug startet. „Machen wir uns mal fertig.“, Haube auf, Helm auf und irgendwie wieder die Brille dazwischen quetschen, ich will schließlich etwas sehen. An die Gegensprechanlage an gestöpselt, nochmal den Sitz etwas weiter nach vorne, Gurt nachziehen. 17:01 – wir sind startbereit. Die Uhr schaltet um 17:02 und ab geht’s. 30 L3, 50 R3 (weiter weiß ich aktuell leider nicht mehr) das die erste Kombination vom Start weg.

30 L3, 50 R3: In 30 Meter Links etwa eine 50 bis 60 Grad Kurve, danach in 50 Meter ebenfalls wieder eine 50 bis 60 Grad Kurve aber nach rechts.

Der Tacho außerhalb meiner Sichtweite, es fühlt sich schnell an. Jede Fuge zwischen den Betonplatten schlägt durch. Ein wenig links rechts, kein Problem, und schon kommt die erste 90 Grad Kurve. Auslaufzone gibt es nicht, die Heuballen kommen erst später, locker bleiben, Sven weiß doch was er tut. Und da kommt das harte Bremsmanöver – gut das ich den Sitz nochmal vorgestellt hab – einlenken, zweiter Gang, ein wenig Schlupf und der DS3 Racing brettert wieder über die Betonplatten nach vorne. Weiter Vollgas bis in den vierten Gang fast ausgedreht, leicht vom Gas in die lange links und jetzt wird’s lustig, die erste Haarnadel, die Gänge flutschen nur so durch, ein kurzer Griff an die Handbremse und der Fronttriebler dreht brav ein, es folgt ein kurzer Hilfeschrei der Reifen. Aber nur kurz, mehr als der zweiter Gang wird es nicht, wieder extrem hartes anbremsen an die nächste 90 Grad, ein kurzes Stück auf ein asphaltiertes Stück, der nächste Gurttest, 90 Grad, links und wieder rauf auf den gemischten Untergrund irgendwo zwischen Kopfsteinpflaster, Betonplatte und Waldboden.

Sven Schädler Citroen DS3 Racing - Foto: Nicole Y. Männl

So geht das insgesamt 46,54 Kilometer lang, so manch Grüner würde sich selbst die Kugel geben, bei dieser Art von Highspeed-Stopp & Go Fahrweise, doch es macht Spaß und das war doch die Hauptsache. Das Infield, der Hammer, Sven hat jede Kurve voll ausgenutzt, um den Fans zu zeigen, was er auf dem Kasten hat. Da ging auch schon mal die Hand raus, für den einen oder anderen Gruß. Überwiegend Haarnadel Kurven, bei denen jedes Mal das Hinterteil mitlenken durfte. Nicht nur eine Wahnsinnsshow für mich auf dem Beifahrersitz. Naja zumindest bis kurz vor Schluss, der düstere Kilometer 44, der Geist war willig doch der Magen nicht. Ich gebe ja immer noch den 90 Grad Kurven die Schuld, alles andere kann es nicht gewesen sein. Cremé brulée adé. Das schöne französische Dessert war ohnehin schlecht für das Leistungsgewicht.

Und nur wenige Kurven später waren wir auch schon durch das Ziel in einer Zeit von knapp 37 Minuten. Zum Vergleich Sebastian Loeb hat für die WP12 „Arena Panzerplatte 2“ eine Zeit von 26:54.00 Minuten benötigt. Keine schlechte Performance für ein normales Straßenzugelassenes Auto, dass für nicht einmal 30.000 Euro den Besitzer wechselt. In diesem Sinne auch nochmal ein herzliches Danke an Citroën Deutschland für diese unerwartete Überraschung, die bei mir sprichwörtlich für etwas weiche Knie gesorgt hat und auch ein großes Danke an Sven, wer mal etwas erleben will, der sollte sich an den guten Herrn wenden!

Text: Fabian Meßner

Fotos: Erkan Dörtoluk (Titelbild) / Nicole Y. Männl (Sven Schädler) / Fabian Meßner

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